Vierunddreißigstes Kapitel.

[56] Mit zwei kleinen Hieben auf Hippokrates und Lord Verulam schloß mein Vater.

Der Hieb auf den König der Aerzte, der zuerst fiel, war weiter nichts, als eine kleine Verhöhnung der schmerzlichen Klage: ars longa – vita brevis. Das Leben ist kurz, rief mein Vater, und die Heilkunst endlos! Und wem haben wir das zu danken, als der Unwissenheit dieser Quacksalber und den Wagenladungen von Geheimmitteln und peripatetischem Zeuge,[56] womit sie zuerst der Welt geschmeichelt und dann sie betrogen haben?

O, Mylord Verulam, rief er dann, indem er Hippokrates gehen ließ und seinen zweiten Hieb nach jenem als dem ärgsten Arkanenbrauer und dem hervorragendsten der ganzen Sippschaft richtete: – was soll ich von dir sagen, mein großer Lord Verulam? Was von deinem »Geist in uns«, – deinem Opium, – deinem Salpeter, – deinen Fetteinreibungen, – deinen täglichen Abführungen, – deinen nächtlichen Klystieren und Succedaneen?

Mein Vater war nie in Verlegenheit, was er über irgend einen beliebigen Gegenstand sagen sollte; und einer besonderen Einleitung bedurfte es dazu für ihn nicht. Wie er mit Sr. Herrlichkeit Ansicht umsprang, werden wir sehen; – aber wann, das weiß ich nicht. – Zuerst wollen wir sehen, was Sr. Herrlichkeit Ansicht war.

Quelle:
Sterne [, Lawrence]: Tristram Shandy. Band 2, Leipzig, Wien [o. J.], S. 56-57.
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