[31] Dafne fleht dich / Peneus! an /
Sey willfährig deinem Kinde:
Wann es sich so nennen kan /
Unter dieser Runtzel-Rinde;
Die des Föbus Buhler-Kuß
Unverschuldet büssen muß.
Er / der mich noch immer liebt /
Brach jüngst eins von meinen Zweigen.
Bleibe (sprach er /) unbetrübt /
Dann ich gebe diß zu eigen /
(Wirst du schon von mir versehrt /)
Dem / der deinen Vatter ehrt.
[31]
So ein Wunde / sagte ich /
Daraus nur der Danck-Safft rinnet /
Nicht verletzt / ergötzet mich.
Mein Verlust sehr viel gewinnet.
Dieser Mangel macht mich reich /
Zahlet Schuld und Huld zugleich.
Sey nun / Vatter! was du bist /
Zahle / was ich nicht kanzahlen /
Laß den Grieß / darauf du fliest /
Gleich den Tagus-Kieseln mahlen;
Küsse damit diese Hand /
Die dich macht so weit bekandt.
Laß von deines Ehrers Ehr
Die beredte Wellen lallen /
Laß sie mit dir in das Meer /
Bey der Sonnen-Wiege / fallen;
Daß auch in der andern Welt /
Dorus Ruhm werd angemeldt.
Mit diesen schuldigen Ehren-Zeilen hat
die Dafne redend gemacht
Myrtillus.