[168] 1791.
Wo ich als ein Pilger walle,
Säumet gern und oft mein Fuß;
Denn in der Erinnrung Halle
Trag' ich fliehenden Genuß;
Dieser Tempel ist mir heilig,
Und die Muse pfleget sein.
Sei der Sohn der Sorge eilig;
Mit der Freude Thräne weil' ich
Vor des Heiligtumes Schrein.
Meiner Jugend Blume blühet
Dort vom Morgentaue frisch;
Reif von Mittagssonne glühet
Süße Frucht auf meinem Tisch!
Denn die immerjungen Horen
Wollen mir gewogen sein;
Als die Mutter mich geboren,
Sangen sie vor zarten Ohren
Ahndendes Gefühl mir ein.
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Wie Aprilgewölk den blauen
Himmel birget und enthüllt,
Ward von Wonn' und bangem Grauen
Da mein junges Herz erfüllt.
Wie die Götter gehn und kommen,
Unsichtbar dem äußern Sinn,
Ungesehn, doch wahrgenommen,
Blickten scheidend auch die frommen
Horen nach dem Knaben hin.
Und da trat an meine Wiege
Eine junge Muse hin;
Wo ich geh' und wo ich liege,
Schwebt sie her, und schwebt sie hin,
Ist ein wunderbares Mädchen,
Kommt und gehet wie sie will,
Sitzt an ihrem Zauberrädchen,
Spinnet zarte goldne Fädchen,
Aber sitzet selten still.
Frei, doch häuslich, wie ein Täubchen,
Fleugt sie aus, und fleugt sie ein;
Trägt mir manches grüne Läubchen
In des Lebens Arch' hinein;
Fügte, als ich einsam weinen
Wollte, sich in meinen Sinn,
Um mir wieder zu erscheinen;
Und als Engel trat vor meinen
Trüben Blick sie freundlich hin.
Bleib bei mir in meinem Leben,
Himmelskind, verlaß mich nicht!
Wollest freundlich mich umschweben,
Wenn mein Herz im Tode bricht!
Höre, was ich noch verlange!
Dann noch flüstre mir ins Ohr,
Daß in heil'gem Schwanensange,
Und der Flügel Silberklange
Meine Seele steig' empor!
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