Der Sturm ist los

[264] Der Sturm ist los, der Schiffer muß verzagen,

Der kühne Mast bis auf die Flut gebogen,

Indessen die erbarmungslosen Wogen

Das tapfre Fahrzeug an die Riffe schlagen.


Vorbei das Wollen und umsonst das Wagen,

Der Wunsch begraben, das Gebet betrogen!

Der Wirbel kreist, das Schiff ist eingesogen,

Und drüber hin die schnellen Möven jagen. –


So sank mein Leben im Gewoge nieder,

Und über'm Schaum mit schrillendem Geklage

Als weiße Möven schießen meine Lieder.


Der Abgrund schweigt, die Welle murmelt trübe

Und leise singt die Fei zum Wogenschlage:

»Da drunten schlummert eine große Liebe!«

Quelle:
Moritz von Strachwitz: Sämtliche Lieder und Balladen, Berlin 1912, S. 264-265.
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