Prolog

Die scheue Muse ward zur Amazone

Und tummelt sich auf erzbeschupptem Renner;

Ums Haupt den Stahlhelm statt der Blütenkrone,

So stürzt sie freudig in die Schlacht der Männer.


Der schöne Busen starrt von Panzerplatten,

Die Hüfte trägt das Schlachtschwert an der Zona,

Nicht Liebeslust und trunkenes Ermatten,

Zorn glimmt im Aug' der herrlichen Bellona.


Die weiße Hand, die Rosen sonst gebrochen,

Greift kühn nach Lorbeer jetzt und Eichenreisern,

Straff ward die Muskel, Mark erfüllt die Knochen,

Die weichen Glieder wurden fest und eisern.


Wer freit das Weib? Ein Kämpfer muß es werben,

Vergessen sind der Siegwart und der Werther;

Das Brautlied singt vom Siegen oder Sterben,

Brautfackeln sind entblößte Flammenschwerter.


Reicht mir den Speer, doch sei er von den schwersten,

Schnallt mir den Panzer um, ich will es wagen;

Die Besten seh' ich meines Volks, die Ersten,

An mir vorüber auf das Schlachtfeld jagen.


Fort mit dem Helm, es soll mich Jeder kennen,

Und ganz erkennen, wer nur halb mich kannte;

Laissez aller! anhebt das Lanzenrennen,

Ich will dich freien, schöne Bradamante.

Quelle:
Moritz von Strachwitz: Sämtliche Lieder und Balladen, Berlin 1912, S. 3.
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