[So unergründlich ist das Meer von Glanze]

[79] So unergründlich ist das Meer von Glanze,

Das leuchtend wogt in Deiner Reize Borden,

Daß mein Gesang ein kühner Segler worden

Auf Deiner Glieder üpp'gem Wellentanze.


Mit Deiner Stirne schwarzem Lockenkranze

Buhlt meiner Liebe Sturm in Luftakkorden,

Nach Deines Herzens eisig kaltem Norden

Dreht stets der Kompaß seine Stahleslanze.


Und willst Du wissen, was ich Süden nenne?

Das sind die Augen Dein, voll Glut und Drange,

Daran ich stündlich Mast und Kiel verbrenne.


Doch West und Osten meinem Liederboote,

Das ist die rechte und die linke Wange,

Die täglich stehn im Früh- und Abendrote.

Quelle:
Moritz von Strachwitz: Sämtliche Lieder und Balladen, Berlin 1912, S. 79-80.
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