Ballgeschichte

[43] Es schlief ein Junker auf blumigem Grund

Im schweigenden Waldesdüster,

Es tanzten die Elfen auf grünem Rund

Mit neckischem Liebesgeflüster;

Sie tanzten dahin im losen Spiel

Bei lauschigem Mondenscheine:

Die Königin auf die Nase fiel

Wohl über des Junkers Beine.


Sie hat sich am güldenen Sporenrad

Die Spinnenweb'robe zerrissen,

Sie hat in des Mehltaus frostigem Bad

Den Schnupfen sich holen müssen,

Sie hat sich zerzaust die Wiener Frisur,

Den cul de Paris verloren,

Da haben die Elfen mit hohem Schwur

Dem Täter Rache geschworen.


Den Fächer die Königin nahm geschwind,

Aus Mückenflügeln geschnitten,

Sie schlug den Junker gar ungelind

Wohl über das Herze mitten,

Und als er am Morgen erraffte sich,

Da mußt' er die Folgen ermessen,

Weh tat ihm sein Herzlein gar bitterlich,

Ich glaube, er war besessen.


Und wißt ihr, was ihn so sehr turbiert?

Das will ich euch offenbaren,

Mir ist die Geschichte schon oft passiert

In meinen jungen Jahren:

Schlug Eine mich mit dem Fächer heut,

Da mußt' ich die Folgen spüren,

Da tat man mich oft: nicht recht gescheut –

Oder gar: verliebt – titulieren.

Quelle:
Moritz von Strachwitz: Sämtliche Lieder und Balladen, Berlin 1912, S. 43-44.
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