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[347] Zu Nuttel in der Gemeinde Wiefelstede wohnte einst ein Schuster namens Robbeljan. Es war ein schlauer anstelliger Mann, aber dennoch konnte er es zu nichts bringen, und im Unmut über sein fortwährendes Mißgeschick wandte er sich endlich an den Teufel. Der war auch gleich zur Hülfe bereit, und sie schlossen einen Pakt, den Robbeljan mit seinem Blute unterzeichnen mußte, darnach sollte Robbeljan dreißig Jahre Hülle und Fülle haben, dann aber sollte er sterben und seine Seele des Teufels sein. Der Teufel hielt trefflich Wort. Der Schuster hatte Geld wie Heu und konnte leben wie er wollte.[347] Er kaufte Häuser, Aecker und Wiesen und richtete sich zum Erstaunen aller Leute aufs prächtigste ein. Sein Haus war mit Gärten voll der schönsten Obstbäume umgeben und seine Keller und Böden mit eisernen Türen und Eisengittern wohl verwahrt. Kam ihm auch einmal der Gedanke an das Ende, so schlug er ihn in den Wind und sagte: »Kommt Zeit, kommt Rat.« Indessen floß ein Jahr nach dem andern in Saus und Braus dahin, und ehe er sichs versah, war auch das dreißigste angetreten und rasch verflossen. Als nun der letzte Tag herangekommen war, ging Robbeljan morgens früh in den Garten, um die reifen Äpfel vom Baum zu nehmen. Aber genau auf die Minute erschien auch der Teufel mit dem Kontrakte in der Hand in dem Garten und forderte Robbeljan auf, ihm zu folgen. Dieser suchte zwar allerlei Ausflüchte, bat um Verlängerung des Kontraktes und was ihm sonst einfiel, aber alles war vergeblich. Endlich sagte er: »Wenn es denn sein muß, so hilf mir nur noch diesen Sack mit Äpfeln auf den Boden tragen, dann gehe ich mit.« Der Teufel war bereit, hockte die Bürde auf, und der Schuster folgte ihm. Auf dem Boden öffnete der Schuster eine eiserne Gittertür, ließ den Teufel in einen ganz mit Eisenstäben vergitterten Verschlag eintreten und schlug schnell die Tür hinter ihm zu. Nun war der Teufel gefangen, denn er saß mitten zwischen lauter eisernen Kreuzen. All sein Toben und Poltern half ihm nichts. Wollte er nicht gefangen bleiben, so mußte er unterhandeln, und endlich erhielt er gegen Zurückgabe des Kontrakts und eine tüchtige Summe Geldes die Freiheit wieder. – Der Schuster aber stiftete mit dem Gelde eine Kapelle, die jetzt freilich längst verschwunden ist, so daß man ihre Stätte nicht einmal mehr weiß, die früher aber sogar ein Wallfahrtsziel gewesen sein soll. Von dem Teufel sagt man, daß er seit jener Zeit im Nutteler Stroth hause und den nächtlichen Wanderer plage. Gewiß ist wenigstens, daß es im Nutteler Stroth noch bis auf den heutigen Tag spukt.

Quelle:
Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 1, Oldenburg 21909, S. CCCXLVII347-CCCXLVIII348.
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