n.

[408] Eine Bauernfrau, welche eine Hexe war, hatte einen Knecht, der davon gehört hatte; namentlich hatte er gehört, daß[408] sie des Nachts gewöhnlich ausgehe. Er nahm sich vor, er wolle jetzt wissen, ob es wahr sei, und versteckte sich deshalb, als alle zu Bette gingen, heimlich in einer Ecke nahe bei dem Bette der Frau. Als nun die anderen alle schliefen, kamen mehrere bunte Katzen in das Haus, und gleich darauf kam auch die Bäuerin aus dem Bette und sprach leise mit den Katzen, welches Gespräch der Knecht aber nicht verstehen konnte. Dann holte die Frau einen Topf hervor, in welchem eine Salbe war, bestrich sich mit der Salbe und sagte:


»Woll up un woll an,

narrens an!«


und im Nu ging es durch den Schornstein davon. Darauf bestrichen sich auch die Katzen eine nach der anderen, bis sie alle weg waren. Nun kam der Knecht aus seiner Ecke hervor, besah den Topf, welchen sie hatten stehen lassen, und da noch etwas Salbe in demselben war, bestrich er sich damit, wie er es von den andern gesehen hatte. Er hatte aber nicht recht verstanden, was sie gesprochen hatten, und sagte:


»Woll up un woll an

un aewerall an!«


Und da ging es mit ihm los. Erst im Schornstein stieß er von der einen Seite an die andere, und als er draußen kam, ging es an die Bäume, von dem einen Baum an den andern, so daß er über und über blutete, und ihm das Hören und Sehen verging, bis er zuletzt eine gute Stunde davon entfernt niedergeworfen wurde. Und da mußte er sich bequemen, so übel er auch zugerichtet war, zu Fuße nach Hause zurück zu gehen. (Visbek.) Vor dem Kolonate Rüter in Grapperhausen auf dem Wege von Meyer-Grapperhausen bis nach Rüter, dort wo sich mehrere Tümpel befinden, geht der nächtliche Spuk. Mehrere, die des Nachts des Weges kamen, sahen eine Unmenge Katzen, so daß sie kaum durchkommen konnten. Eines Abends fuhr Kolon H. diesen Weg. Er kam von Grapperhausen. Plötzlich wird er mit Wagen und Pferden hochgenommen und eine Strecke bis Rüters Eichkamp durch die Lüfte getragen. Dabei sah er eine große Menge Katzen. Kolon B. ist mehrmals von Nellinghof nachts diesen Weg gegangen. Einmal sah er sich plötzlich von einer Menge Katzen umgeben, so daß er nicht weiter konnte. Sie begleiteten ihn bis auf die Anhöhe bei Dussen Heuerhause. (Neuenkirchen.)

[409] Vgl. 218d, e, – Hexen in Gestalt von Katzen kommen ferner vor 221a, 229b, d, 234b, c, 245c, 594d.

Quelle:
Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 1, Oldenburg 21909, S. CDVIII408-CDX410.
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