a.

[444] Die Frau eines Kapitäns im Stedingerlande befand sich am Tage und im Dunkeln ganz wohl, litt aber, sobald Licht angezündet wurde, an Übelkeit, ja Krämpfen und erholte sich immer erst nach geraumer Zeit. Als das Übel schlimmer und schlimmer wurde, suchte man endlich Hilfe in Bremen bei[444] einem klugen Manne. Dieser sagte sogleich, es sei der Frau im Feuer angetan, und gab Rat. Als abends Licht in die Stube kam – der Bote war noch nicht zurück – blieb das Übel aus, und die Angehörigen, welche von der Sendung nichts wußten, wunderten sich nicht wenig. Geraume Zeit, wohl Jahre lang, blieb die Frau gesund, dann aber kehrte die Krankheit mit verstärkter Heftigkeit zurück. Endlich entschloß sich die Frau, selbst nach Bremen zu jenem Manne zu reisen. Sie war so schwach, daß sie ins Boot getragen werden mußte, und wurde immer schwächer, so daß die Begleiter schon fürchteten, sie werde unterwegs sterben. Aber bereits in der Nähe von Bremen wurde es besser, und als sie landeten, konnte sie mit einiger Unterstützung selbst zu dem Ziele ihrer Reise gehen. Der Mann wußte auch sofort Hilfe. Er zog dreimal ein Stück rohes Garn über die Kranke und sprach jedesmal dazu:


Dat Gode geiht der doer,

dat Leepe blifft der voer.


Sofort war die Kranke gesund und ist es nach dem auch immer geblieben.

Quelle:
Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 1, Oldenburg 21909, S. CDXLIV444-CDXLV445.
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