c.

[448] Im Ksp. Stollhamm glaubte eine Frau, daß ihre Kühe behext seien, da die Milch keine Butter geben wollte. Sie fragte eine kluge Nachbarin um Rat, und nach deren Angaben wurde mit der Lösung verfahren. Ein Topf mit Milch wurde draußen in einiger Entfernung von der großen Tür auf den Erdboden gestellt und nun der Türdüssel nach dem Topfe hingeworfen. Wer nun zuerst zwischen Tür und Topf vorbeigehe, hieß es, sei die Hexe. Es ging aber zuerst vorbei eine Katze und zwar eine Katze aus dem behexten Hause; sie wurde ergriffen und ihr der Kopf mit einem Spaten abgestochen, dann wurde der Kopf, etwas Buttermilch und die Asche von einem verbrannten Handtuche in die Erde vergraben. Warum das Handtuch verbrannt wurde, erhellt nicht. Außerdem mußte die Hausfrau ihre Notdurft in ein Gefäß tun, nach Sonnenuntergang die Milch von einer Kuh dazu hineinmelken, das ganze so lange rühren, bis es zu Schaum wurde, und alsdann in einen Graben gießen und dabei denken: »Da, Teufel, hast du auch was!« Endlich mußte die Buttermilch von ihren Gründen, d.h. auf fremden Gründen, vergraben werden. Die Frau vom Hause, welche auch selbst behext zu sein glaubte, mußte durch ein Stück Garn kriechen und Erbsilber einnehmen, ein Kochtopf wurde ausgeglüht, einige Tassen zerschlagen. (Nebenbei bemerkt, wurde die Frau vom Hause kurz nach diesen Prozeduren verrückt, wenn sie es nicht schon vorher war).

Quelle:
Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 1, Oldenburg 21909, S. CDXLVIII448.
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