t.

[252] Der Haussohn L. in Westerbakum befindet sich eines Abends (1896) im Westerbakumer Esch. Plötzlich sieht er in einiger Entfernung einen Schatten vor sich hergehen und hört auch ein Geräusch, als wenn eine Kette über die Erde schleife. Er geht dem Schatten nach und erreicht ihn schließlich an einem Kreuzwege. Auf seine Frage: Wer sind Sie? erfolgt die Antwort: Ich habe keinen Namen mehr. Zugleich schiebt sich eine dunkle Wolke zwischen ihn und die Erscheinung, und er sieht und hört nichts mehr. Eine große Angst befällt ihn, er eilt nach Hause und teilt dort seine Wahrnehmungen mit. Auf Anhalten seiner Angehörigen begibt er sich am folgenden Abende wieder in den Esch, und der dunkle Schatten ist wiederum da, auch hört er das Geräusch der Kette. Diesmal umkreiset ihn aber die Erscheinung. Sobald sie ihm aber näher kommen will, stellt sich eine dunkle Wolke dazwischen. Er bleibt stehen, macht das Kreuzzeichen und spricht: »Das Kreuz Jesu Christi erhebe sich, es weiche der böse Satan.« Kaum ist dies gesprochen, da ist die dunkle Wolke verschwunden und eine andere Wolke steht vor ihm, aber lichter und klarer. Nun spricht er: »Alle guten Geister loben Gott,« worauf die Erscheinung antwortet: »Ich auch.« »Was ist dein Begehr?« fragt er. Antwort: »Das Opfer auf dem Altar und ich bin gerettet.« Er verspricht das erbetene, und alsbald erhebt sich die Erscheinung, er hört in der Luft ein liebliches Schellengeklingel und alles ist vorbei. Er ist später abends recht oft wieder des Weges gegangen, hat aber nie wieder etwas gehört. Sein Versprechen hat er natürlich gehalten.

Quelle:
Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 1, Oldenburg 21909, S. CCLII252.
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