g.

[494] Fehmöhme, die Königin der Erdmännchen in den Osenbergen, lag einst in Kindesnöten und bedurfte der Hilfe einer Hebamme. Da schickte sie zwei Erdmännchen auf die Oberwelt zu einer Hebamme (Badmoder) zum Streek, welche diese Frau auch zu bewegen wußten, mitzugehen, um der Kreisenden ihren Beistand zu leisten. Man verband ihr die Augen und führte sie einen ziemlich weiten Weg. Als ihr endlich die Binde abgenommen wurde, stand sie in einem überaus prächtigen Zimmer, und eine schöne und edle Frau lag vor ihr im Bette. Sie leistete die verlangte Hülfe, und als das Kind geboren war, sprach die Wöchnerin zu ihr: »Es tut mir leid, daß ich dir deine Gefälligkeit nicht lohnen kann, denn ich habe nichts, was euch Menschen nützen kann; doch ich bitte dich, stecke deine Taschen voll von den Knochen, die dort liegen.« Die Hebamme sträubte sich anfänglich, nahm aber auf vieles Bitten einen Knochen zu sich und ward dann mit verbundenen Augen wieder heimgeführt. Als sie nun zu Hause den mitgenommenen Knochen ansah, war es lauteres Gold. Da bedauerte sie, daß sie nicht mehr mitgenommen hatte.

Quelle:
Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 1, Oldenburg 21909, S. CDXCIV494.
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