b.

[280] Nahe bei Neuenburg wohnte eine Wittfrau, die war stark verschuldet, und man wollte sie Schulden halber von ihrer Stelle vertreiben. Da bat sie, man möge ihr noch eine Aussaat und eine Ernte gestatten, und als man ihr die Bitte gewährte, besäete sie ihr ganzes Land mit Eicheln, die so rasch und reichlich wuchsen, daß sie mit der Mast und dem sparsam geschlagenen Holze alle Schulden bezahlen konnte. Dieses Land ist der Busch bei Neuenburg, welcher das Haferland heißt, aber mit schönen Eichen bestanden ist. Eine andere Darstellung ist folgende: Ein Graf vom Neuenburger Schloß hat einst auf der Jagd ein schönes Weib angetroffen und sich, um dasselbe zum Weibe zu bekommen, dem Teufel verschreiben müssen. Der Pakt lautete auf drei Jahre. Als diese verflossen waren, ließ sich der Teufel bestimmen, dem jungen Paar noch zu einer Aussaat und Ernte Zeit zu geben, nachdem auch die junge Frau sich dem Bösen verschrieben hatte. Nach Jahr und Tag kam der Schwarze wieder und sah, daß die Ländereien des Grafen mit Eicheln besät waren. Erzürnt sauste er durch die Luft davon. Das gräfliche Paar wohnte fortan unbehelligt im Neuenburger Walde, den es gesät hatte, aber nach dem Tode hat es wiedergehen müssen, der Mann als der wilde Jäger, seine Gemahlin als weiße Frau.

Vgl. 172i, 502g.

Quelle:
Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 2, Oldenburg 21909, S. 280.
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