v.

[439] Lohmanns Talke in Höltinghausen geht früh morgens im Sommer in das Emsteker Feld, um Plaggen zu stechen. Als sie an der Arbeitsstelle ankommt, ist die Sonne eben aufgegangen. Sie denkt: Es ist noch so früh am Tage, erst kann ich noch ein Schläfchen machen und legt sich hin. Als sie aufwacht, steht die Sonne im Westen so hoch über dem Horizont, als sie am Morgen, als Talke eingeschlafen war, im Osten über dem Horizont gestanden. Talke glaubt, daß die Sonne noch nicht höher gestiegen, komme daher, weil sie erst einige Minuten eingeschlafen gewesen, es könne also noch ein Stündchen leiden und legt sich auf die andere Seite. Als sie das zweitemal aufwacht, erhebt sich die Sonne wieder im Osten über dem Horizont. Talke froh, daß der glühende Ball erst nur wenig gestiegen und der Tag noch lang sei, reckt sich mit Wonne auf ihrem Lager und schläft zum drittenmal ein, und so hat sie 3 Tage und 3 Nächte geschlafen und sich schließlich an ihre Arbeit gemacht in dem Glauben, nur einige Minuten geruht zu haben. (Emstek.)

Quelle:
Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 2, Oldenburg 21909, S. 439.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg
Aberglaube Und Sagen Aus Dem Herzogtum Oldenburg (Paperback)(German) - Common
Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg: Erster Band