458.

[216] Zu den Vorbereitungen auf den Tod, deren nicht leicht jemand ganz vergißt, gehört die Sorge für das eigene Begräbnis. Mit einer ausdauernden Sparsamkeit, deren sie sich sonst keineswegs immer rühmen können, verschaffen sich die meisten Leute, z.B. durch Beiträge zu einer oder mehreren Totenladen (Begräbniskassen), die Sicherheit, daß sie anständig in die Erde gebracht werden. Auch solche, die bei Lebzeiten Armenunterstützungen nicht von der Hand gewiesen haben, wollen doch nicht »von Armen wegen« begraben werden. Das Totenhemde bringt im Stedingerlande die Braut schon in der Aussteuer mit, und anderwärts heißt es wenigstens, das Totenhemd müsse schon bei Lebzeiten getragen werden: 72, 441, was voraussetzt, daß der Lebende es bereits besitze. Der Geestbauer hält darauf, daß die Bretter zum »Husholt« (Sarg) immer vorrätig auf dem Hausboden liegen. Die besten eichenen Hölzer müssen es sein. Knacken diese Bretter oder vollführen sonst irgendwie ein Geräusch, mag dies die Folge des Eintrocknens sein oder bei Sturmwetter das Haus in Erschütterung geraten, dann hält man das für vorbedeutend. Es kommt bald eine Leiche (19). In den Marschen ist es Brauch, alle Leichen vierspännig zum Kirchhof zu fahren, vor 100 Jahren bestand der Brauch auch im Münsterlande. (Amt Vechta.)

Quelle:
Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 2, Oldenburg 21909, S. 216-217.
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