310.

[68] Der Gründonnerstag ist allgemein ein Kohltag, und zwar ißt man vielfach Sammelkohl d.h. die jungen, Triebe von allerlei Pflanzen als Gundelrebe (»Krup dör'n Tun«), Sauerampfer (»Sürken«), roter Bienensaug, Hopfen, Nessel (»Dannettel«), Geisfuß (»Geesch, Geesekohl«), Löwenzahn (»Hunneblaumen«), Distel (»Diessel«) u. dgl. An einigen Orten spricht man von neunerlei Grün, anderswo von sieben Sorten. In den ältesten christlichen Zeiten wurden am Gründonnerstage die Büßer wieder unter die Gemeinschaft der Gläubigen aufgenommen. Man nannte sie dann die Grünen (virides), d.h. sie waren wieder frisch treibende Zweige geworden, nachdem sie bislang tot gewesen. Im Volke ist die Meinung verbreitet, das Junggemüse, das an diesem Tage zum erstenmal im Jahre gegessen wird, habe dem Gründonnerstag seinen Namen gegeben. – Lüftet man am Gründonnerstag die Betten außerhalb des Hauses, so kommen keine Flöhe hinein. (Oldenbg.) Am Gründonnerstag durch den Maulwurf aufgeworfene Erde mischt man in Bienenfutter. (Visbek) 70. Ein an diesem Tage gelegtes Ei dient dazu, Hexen zu erkennen: 223. – Belästigung der Juden in Cloppenburg am Gründonnerstage: 247.

Quelle:
Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 2, Oldenburg 21909, S. 68.
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