Scena 7.

[79] Scauro Scatilio.


SCAURO SCATILIO. Wie so ergrimbt, Freundt, wer ists, der dich beleidiget?[79]

MARCUS ANTONIUS. Nehne mich nimermehr einen Freund, so du nicht in den Todt deß Ciceronis einwilligest.

SCAURO SCATILIO. Ungebührliche Begehren! Ich solte einwilligen zur Verrätherey? zur Vergüßung unschuldigen Bluthes? wo sind deine Sinnen, Freundt, was verlangstu von einen aufrechten Römer, und zwar von den Feldherrn des gantzen Kriegesheer?

MARCUS ANTONIUS. Was ich von dir verlanget, erfordert meine gerechte Rache. Du hast gesehen und gehört, wie der schnöde Bößwicht mir zu Trotz dem Volck weis gemacht, das Agrippa des Todtes unschuldig, wo ihm doch die Zeit, der Orth, und die Gelegenheit überwießen. Und dieses solt ich erdulten? Ô, ehe wird Rom ein anders Troja werden, als ich diesen Schimpf ertragen werde. Cicero muß sterben, oder Ich nicht Marcus Antonius sein.

SCAURO SCATILIO. Lasße nach mit dergleichen bluthdürstigen Gedancken schwanger zu gehen, es möchte sonst eine Zeit komen, alwo du es zu spätt bereuen wurdest.

MARCUS ANTONIUS. Lasße dir rathen, entfehrne dich, oder stimme meinen Vorhaben bey; wo nicht, werde ich bezwungen etwas zu thun, welches noch mir, noch dir wird beliebig sein.

SCAURO SCATILIO. Und was dann?

MARCUS ANTONIUS. Entweiche, entflihe, sag ich, meinen brenenden Zorn, oder du bist des Todtes.

SCAURO SCATILIO. Holla, ein Burgermeister also vermesßen? Glaubestu dann, daß Rom allein auf dich gestüzet? Seye versichert, daß die Donnerkeule aus einen so Hochmütigen desto eher geworffen werden; eine Eiche, die allen Winden den Trotz biethet, wird am ersten gefählet. Du bauest allzu viel auf deinen Hochmuth, welcher dich noch in das eyserste Verderben stürzen wird.

MARCUS ANTONIUS. Gehe nur und rathe denen Zaghafften, mir als einen Helden, dessen Tapferkeit Fama längstens über die höchste Bügl getragen und der gantzen Welt kundt gethan, darfst du solches nicht rathen.

SCAURO SCATILIO. Du trozest sehr auf deine Tapferkeit, allein wisße, daß auch die mit Lorbeer gekrönte Haubter nicht vor den Blitz sicher stehen.[80]

MARCUS ANTONIUS. Das dich alles Unglück rühre! Gehe, sag [ich], oder – – –

SCAURO SCATILIO. Rase als ein toller Hund, speie Feuer als ein Vesuvius, wütte und tobe als Leoparden und Tiger, alles dieses kan mich nicht erschröcken.

MARCUS ANTONIUS. Und woher nehme ich die Gedult? ehe, schweige und reitze mich nicht zum Zorn, oder ich will dir ein Ewiges Stillschweigen auferlegen.

SCAURO SCATILIO. Holla, dieses ist zu viel! Man fürchtet dich nicht so sehr, als du dir wohl einbildest; das du vil überwunden, gestehe es, aber daß du deretwegen unüberwindlich, ist keinesweeges zu glauben. Sihe, ich stehe vor deiner gantz unerschrocken, trotz, entblöse dein Gewehr, du solst erfahren, mit wem du streitest.

MARCUS ANTONIUS. Alter Hund, kom dan! Ziehen Beede vom Leder. Weistu wohl, daß alles, was nur athmet, vor mir erzitere?

SCAURO SCATILIO. Ich nicht. Kome nur! Sie schlagen sich.


Quelle:
Wiener Haupt- und Staatsaktionen. 2 Bände, Band 1, Wien 1908 und 1910, S. 79-81.
Lizenz:
Kategorien: