Scena I

[95] Stellet vor mit durchgehenden Scenen das gantze Türckische Lager, und die Stad wie oben bleibt stehen.

Kara Mustapha, Tekely.


KARA MUSTAPHA. Was sagest du nun, du hochmüthiges Wienn, indem du aus einer Fürstin berühmter Städte meine Gefangene und Sclavin worden bist, Was warest du, was bist du anjetzo, und was wirst du noch werden, du warest schön, ungestalt bist du, Und heßlich wirst du werden, haben ehemals Nero, Caligula, Diocletianus, und andere, deinen Glauben verfolget, und deine Zweige zu beschneiden sich bemühet, so will ich denselben vertilgen, und den Stamm mitsamt der Wurtzel ausreuten; ware vorzeiten Athen gelehrt, Carthago wollüstig, Troja prächtig, Rom mächtig, solt du diesen beygesellet werden, damit dein Ruhm gleich jenen vernichtet werde, von welchen die Gedächtnuß nur noch einen bloßen Schatten[95] hegt, auf daß dasjenige was meine Waffen nicht verderben, vom Feuer verzehret, und was auch dieses überlaßet von dem Wind verstiebet werden möge, doch deine Halßstarrigkeit wird nicht eher einen weißen Fahnen außstecken, biß du durch meine unzahlbare Bomben und Carthaunen dich wirst zerstöret sehen, aber als dann wird die Gnaden Thür versperret seyn.

TEKELY. Großer Fürst Mustapha dieses Volck ist dermaßen verstockt, daß es eher alles wagen, als seine Freyheit verschertzen will, derowegen sind sie unwürdig durch Accord Gnade zu erhalten, sondern ein General-Sturm wird sie zwingen, und ihre Hoheit deiner Macht vor die Füße legen.


Ibrahim komt dazu.


IBRAHIM. Großer Vezier der ottomannischen Pforte, ich bringe schlechte Zeitung, die Christen haben jenseit der Donau unsere Nach-Trouppen aufs Haupt geschlagen, wie dan in diesem Treffen der Bahsa von Erlau und Waradein geblieben ist.

KARA MUSTAPHA. Nu – – dörffen diese Hund sich noch blicken laßen, und sich wehren, Pfuy der Schande, daß ein Musulmann sich von einem jaur in die flucht treiben läst, doch ich schwere bey dem großen Mahomet und bey dem Tulban des Groß Sultans, daß ich diese elende Mücken völlig vertilgen und ihre Hütten in Staub und Asche verwandeln will.

TEKELY. Ich selbsten pflichte deinem Willen bey, jedoch muß Tapfferkeit und Vorsicht das beste thun, die Christen wehren sich wie die Löwen, und wollen entweder siegen oder sterben, und glaube ich, daß dieselbe nicht so leicht, als wir uns eingebildet, sich ergeben werden.

IBRAHIM. Ein Überläuffer berichtet mich anheute, daß die Christen in der Stadt sich zusammen verschworen ihren Kayser biß in den Todt getreu zu seyn, daß Sie mit Proviant und Geschütz zur Gnüge versehen, und in Kurtzem von denen ihrigen einen Entsatz verhoffen.

KARA MUSTAPHA. Daran ist mir wenig gelegen, ich selber werde anjetzo an den Orth der Niederlage mich begeben, die handvoll zusammen gerafftes Bauern-Volck schlagen, und die empfangene Schmach rächen, ihr aber Tapfere Musulmänner, laßet sehen, daß ihr ein Hertz im Leibe habt so unerschrocken sey, ihr seyd des Groß-Sultans Zähne, welche die Christen beißen und zerreißen werden, deswegen ruffe mit mir ein jeder, Es lebe Solimann III. ein Sohn der Sonnen und Herr des Erdbodens. Hie schreyen etliche »Es lebe« etc. Anjetzo folget mir Graff Tekely indem ich mich noch heute in der Christen Blut waschen muß.

TEKELY. Ich folge dir, umb an derer Christen Untergang meine Rache zu ersättigen.

IBRAHIM. Das verderben dieser Unbeschnittenen wird meine höchste Freude und Vergnügen seyn.


Alle ab, forderstes Scena wird zugemacht.


Quelle:
Dichtung aus Österreich. Anthologie in drei Bänden und einem Ergänzungsband, Band 1, Wien und München 1966, S. 95-96.
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