Scena II

[96] Zimmer. Serini, Daun.


DAUN. Also ist es Mein General-Feld-Zeug-Meister, daß der Feind durch Bearbeitung derer Minen, wo mit er gegen unsere Burg-Pastey avanciret, dieselbe in Gefahr setzet, welcher in seinen approchen sich äußerst bemühet, unsere contraminen zu ruiniren, wie dann solches nicht allein unsere Ingenieur sondern auch ein Überlauffer heute berichtet, weil nun hieran ein großes gelegen, als habe ich mir vorgenommen mit meiner unterhabenden Mannschafft einen Ausfall zu thun, des Feindes Vorhaben zu zerstören, und wo möglich ihm eine Beute abzujagen, wie ich dann den Consens der hohen Generalitaet zu diesem Vorhaben bereits erhalten habe.

SERINI. Mein Herr Graff von Daun, ich lobe dero heroischen Entschluß, und wünsche von Hertzen Glück dazu, will auch selbst, dafern es ihnen gefällig, einen Gefährten dabey abgeben.

DAUN. Die hohe Gegenwart Sr. Excellenz des Herrn Graffen Serini welche überall auf denen Pasteyen erfordert wird, verstattet nicht, daß ich dieselbe hierumb zu ersuchen, mich unterfangen solte, ein anders mahl aber will ich mir diese Ehre ausbitten.

SERINI. Ich bin es zufrieden, aber was ist gestern im hohen Kriegs Rath vorgegangen, indem ich demselben nicht beygewohnet.

DAUN. Dieses, daß nachdem der Türck der Leopold und Insul sich völlig bemächtiget,[96] wodurch alle Communication mit der Kayserlichen Armée uns abgeschnitten worden, weswegen dann ein hochpreißlicher Krieges-Rath geschloßen, durch geheime Unterhandlung sich des herannahenden Succurses zu versichern.

SERINI. Ich eyle umb der Sehsion deßelben beyzuwohnen, und wünsche nochmahls Glück zu vorgenommener entreprise. Gehet ab.

DAUN. Anjetzo hat das Glück mir den Weg gebahnet, mein Krieges Glück biß auf die höchste Staffel zu erheben, und denen Türcken meinen Degen nachdrücklich fühlen zu laßen; Wohlan ich gehe wohin die Begierde zur Tugend und Tapfferkeit mich führet. Abit.


Quelle:
Dichtung aus Österreich. Anthologie in drei Bänden und einem Ergänzungsband, Band 1, Wien und München 1966, S. 96-97.
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