Scena V

[100] Wird aufgezogen und stellet vor die Cortine [die Gaßen und Häußer] ein Hauffen des Pöbels, welche den mit Blut übelzugerichteten Thanon, oder Baron Zwieffel, mit großem Geschrey daher schleppen, einer unter dem Volck muß reden.


DAS VOLCK schreyet. Schlagt zu, Schlagt zu hauet, stoßt, stecht und schlagt ihn gar todt, den Schelm, den Mordbrenner, er hats Feuer angezündt, und kein Mensch anders zieht ihm gar die Haut ab.


Schlagen und tractiren ihn übel, und extemporiren so lange, biß Stahrenberg mit etlichen von der Stadt-Guarde dazu komt.


STAHRENBERG. Ist doch der Pöbel unsinnig, und scheinet fast die Stadt umbzukehren.

DAS VOLCK. Ja Herr Commendant, wir thun ihm schon recht, das ist der Schelm der Baron Zwieffel, man heist ihn sonst Thanon, er ist alleweil ein Schmarotzer und Tellerlecker gewest, und itzt ist er gar ä Mordbrenner worden, er hat das Feuer im Schotten Hoff anzündt, und so gar mit der Pistolen auf die Häußer[100] geschoßen, dadurch wir arme Leuthe ins Unglück kommen sind.

STAHRENBERG wincket mit der Hand dem Volck stille zu seyn. Ihr die ihr bißhero durch eure Unordnungen und Auffruhr nicht allein den innerlichen Frieden gestöret die Gesetz überschritten, die Einigkeit gebrochen, ja sogar hiedurch dem Feind Gelegenheit gegeben sich dieses Vortheils zu bedienen, und uns zu überrumpeln, euch sey angedeutet, daß daferne ihr nicht alsobald euerer Schuldigkeit nach, euch friedlich und gehorsam bezeigen werdet, man unter euch Feuer geben, und euere Rädelsführer an die dazu aufgerichtete Galgen hencken wird.

DAS VOLCK. Ja wer macht uns jetzt unsern Schaden und Sachen gut.

STAHRENBERG. Dieser Schaden ist so wohl durch euere üble Aufführung vermehret als er von denen feindlichen Bomben verursacht worden, doch soll solcher von dem Magistrat taxiret, und darüber verordnet werden.


Alle nacheinander ab.


Quelle:
Dichtung aus Österreich. Anthologie in drei Bänden und einem Ergänzungsband, Band 1, Wien und München 1966, S. 100-101.
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