Scena I

[107] Colline. Liebenberg, Koltschützky.


LIEBENBERG. Ich bin erfreuet mein Freund, daß eure Reise dergestalt wohl abgelauffen, aber saget in was vor einem Stand befinden sich doch unsere Völcker?

KOLTSCHÜTZKY. Der Herr Burgermeister wird schon alles sehen aus denen Brieffen, die mir der Herr General gegeben hat, nichts ist mir leyd als umb meinen Knecht den ich eingebüst. Übergibt die Brieffe No. 7 et 8.

LIEBENBERG. Den Hans Wurst euren Knecht, und wie ist dieses zugegangen?

KOLTSCHÜTZKY. Die Türcken haben ihn ertappt und eingeführt.

LIEBENBERG. Dieses ist mir leyd, weil Sie leicht etwas von ihm erfahren können so uns schädlich ist.

KOLTSCHÜTZKY. O er ist gescheyd, er wird sich schon herausliegen.

LIEBENBERG. Und was haben Se. Durchlaucht der Hertzog von Lotthringen sonst gesagt?

KOLTSCHÜTZKY. Daß man allezeit etliche Raget vom Stephans-Thurn loßschießen solt, wann die Brieffe alhier wohl angekommen, er hingegen will des gleichen thun, und ein Feuer am Biesenberg brennen laßen, daß er Sie dort wohl empfangen hat.


Hie kommet das gemeine Volck dazu nebst ihrem Führer mit Scheibtruhen, Hacken, Hauen und Schauffeln.


FÜHRER. Herr Burgermeister, es ist uns geschafft worden, wir sollen uns zum Schantzen einfinden und wir wißen nicht wo.

LIEBENBERG. Auf ordre des Herrn Ober-Directors, Graffen von Cappliers müst ihr euch vor deßen Behausung stellen; Ihr aber mein Freund Koltschützky kommet mit mir, dann ihr noch heute im Krieges Rath erscheinen müßet, alwo man Gelegenheit haben wird eure Dienste zu belohnen.

KOLTSCHÜTZKY. Nu ist gantz wohl nach des Herrn Burgermeisters Gelegenheit.


Alle gehen ab.


Quelle:
Dichtung aus Österreich. Anthologie in drei Bänden und einem Ergänzungsband, Band 1, Wien und München 1966, S. 107.
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