Scena II

[107] Wird aufgezogen und praesentiret den Geheimen Kriegs-Rath wie zuvor Baaden, Würtenberg, Serini, Daun und einen stummen Secretarium.


BAADEN. So thut unsere Hoffnung, welche biß daher in Zügen gelegen sich wiederumb ermuntern, und beginnet in dem Hafen des Trostes zu anckern, und Du ermattetes Wienn darffst nach überstandenem Winter Deiner Zeiten einen angenehmen Frühling hoffen; – Der neulich ausgeschickte Kundschaffter, so mit Brieffen glücklich wieder zurück gelanget,[107] berichtet: daß die Waffen Sr. Kayserl. Mayestät unter Anführung Sr. Durchlaucht des Hertzogs von Lotthringen verschiedene herrliche Siege wieder den Erbfeind befochten, und daß man gewiße Nachricht, daß der längst gewünschte Succurs sich nähere.

WÜRTENBERG. Der Himmel so unserer Stadt und Land die feindliche Gefahr zu einem Probier-Stein gesetzet, hat nicht gewolt, daß die feindliche List oder Gewalt dieselbe verletze, sondern wir dadurch erlernen, desto beßer unserer Hut zu seyn, doch je mehr unsere Hoffnung zunimmet je mehr wächset auch die feindliche Gefahr, indem derselbe stärcker als jemahls geschehen mit Bomben einwerffen der Stadt zusetzet, derowegen Se. Excellenz der H. Graff von Stahrenberg vor gut befunden, die Häuser, deren Dächer mit Schindeln gedecket der Gefahr zu entübrigen, und dieselbe zu Verhütung der feuers Gefahr abtragen zu laßen.

BAADEN. Und wo befindet sich Se. Excellcnz der Herr Commendant, indem er heute nicht der Sehsion beywohnet?

WÜRTENBERG. Derselbe hat sich durch mich entschuldigen wollen, weil er bey der Execution, so an dreyen Maleficanten vollstrecket werden soll zu Verhütung einiger Auffruhr erfordert wird, wie er dann obangeregtes durch mich proponiren laßen.

SERINI. Und was haben diese Übelthäter verschuldet?

DAUN. Es seynd zwey von meinen Soldaten, und ein Bub von 15. Jahren welche umb daß Sie mit dem Feind ein Verständnuß gehabt, die ersteren zum Strang, und der letztere durchs Schwerdt hingerichtet werden.

BAADEN. Weil Sie es nicht beßer haben wollen geschiehet billig der Gerechtigkeit ein Genügen; Aber es seynd bey unserm Collegio verschiedene Klagen eingekommen daß die Chirurgi und Bader [aus Mangel des benöthigten Gesindes] welches Tag und Nacht auf die Wacht zu ziehen angestrenget wird die Krancke und blehsirte nicht versehen können, wie nicht weniger die Becken sich beschweren, daß Sie aus dieser Ursach das benöthigte Brodt nicht lieffern können, zu deßen Abstellung uns behörige Anstalt zu machen gebühret.

WÜRTENBERG. Noch hat Se. Excellenz der Herr Graff Volckra offenbahret, daß er einer gewißen Invention der Stadt theilhafftig machen wolle, durch welche man in kurtzer Zeit viel Tausend Granaten mit geringen Kosten gießen könne, im gleichen hätte er zwey schädliche Handwehren erfunden welche zum großen Schaden derer Türcken auch von jedem Bauren geführet werden mögen, welches alles er einem hochpreißlichen Collegio durch mich anzeigen wollen.

BAADEN. Ich befinde vor rathsam den Herrn Grafen Volckra durch ein Decret dahin errinnern zu laßen, daß er seinem Versprechen nachlebe, mit angehengtem Versprechen, daß die Stadt und das Vaterland nicht ermangeln werde solches mit behöriger Dancksagung zu erwiedern.


Alle stehen auf.


SERINI. So hat man auch wahrgenommen, daß verschiedene Leuthe von meiner unterhabenden Artillerie Pulver und Bley zu kauffen sich unterstehen, weshalben ich einem hochlöbl. Consilo solches anzeigen, und durch öffentlichen Trummel Schlag, solches abzustellen bitten wollen.


Tisch und Stühle werden hineingetragen.


DAUN. Auch ich will der hohen Vorsorge Sr. Durchlaucht des Herrn Praesidenten es überlaßen, wie die Verpflegung meiner Krancken und blehsirten Soldaten hinführo einzurichten sey.

BAADEN. Zu diesem wird man alle Verfügung, wie dann die Noth erfordert, ergehen laßen, wie dann die Ausfertigung derer concludirten Decretorum euch Herr Secretarius anbefohlen wird.


Alle gehen ab.


Quelle:
Dichtung aus Österreich. Anthologie in drei Bänden und einem Ergänzungsband, Band 1, Wien und München 1966, S. 107-108.
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