Scena VIII

[112] Wird aufgezogen und praesentiret der Prospect die Stadt und das Lager wie zuvor.

Kara Mustapha, Tekely und alle Türcken.


KARA MUSTAPHA. Endlich muß doch alles O großer Sultan Solimann vor dir sich neigen, und bekennen, daß du allein der mächtigste Welt Bezwinger seyest, der Aufgang fürchtet sich vor deinem Thron, und der Niedergang erzittert ob deinem Scepter, unsere helleuchtende Säbel sind diejenige Blitze vor welche die Könige gegen Morgen sich erschrecken und unsere Stuck und Carthaunen derjenige Donner, ob welchem die Fürsten gegen Abend erstaunen, diese unsere Säbel werden noch dem Adler die Flügel dergestalt beschneiden, daß er zu Fuß gehen muß; Ein Überläuffer berichtet, daß anjetzo denen Christen Hunden fast das Hertz gesuncken, gleichwie nun diese Bottschafft mich billig erfreuet, also habe ich auch den Boten wohl belohnet, indem ich ihm die Haut abziehen, und über eine Trummel spannen laßen, hernach habe ich ihn in Purpur gekleydet, und an meine Tafel gesetzet es ist ihm aber ein Bauchwehe angekommen und hat er seinen Muth mit dem Leben zugleich ausgespien.

TEKELY. Also siehest du Großer Vezier, daß dieses Volck bereit ist einen weißen Fahnen auszustecken, weil sie aber in der Zeit sich nicht demüthigen wollen, so laße man ihnen keine Gnade wiederfahren, weil Sie deren sich unwürdig gemacht, ja man wage noch einen Sturm, Sie sind anjetzo schon matt und ausgehungert, und werden vor uns wie die Fliegen dahinfallen.

KARA MUSTAPHA. Diese Stadt derer Christen Schlupffwinckel werde ich nachdem ich denen Burgern die Köpffe abgeschlagen, schleiffen laßen, ja ihres obersten Priesters werde ich nicht verschonen, sondern ihm mit eygener Faust den Schedel herunter hauen, und seinen Kopff nach Constantinopel senden, damit der Groß-Sultan seine Freud daran sehe, und wann dieser hin, wird alles von ihm selbst der wahren Lehre des Alcorans unterwürffig, und dem großen Mahomet fußfällig werden.


Selim komt geloffen.


SELIM. Zum Waffen, zum Waffen, Großer Vezier und Fürst, der Seraskier von Caminca mit einer fliegenden Parthey berichtet, daß die gantze Christenheit sich zusammen gerottet, und im Anmarch ist, wie dann der Bahsa von Klein Asien und Vezier Azem mit allen den ihrigen erschlagen worden, wodurch das gantze Lager in Furcht und Schrecken gesetzet ist.


Ibrahim komt dazu.


IBRAHIM. O Muley es ist alles verlohren, der Christen Anzahl ist wie Sand am Meer, der Beglerbeg von Tefstan so auf Kundschafft ausgeschickt worden ist von denen Christen umbringet, die Seinigen alle erleget, Er selbst aber Gefangen worden, wobey auch ein Aga so ihm zu Hülff gekommen, geblieben ist, die Janitscharen wollen verzweiffeln, und das gantze Heer ist in Bewegung.

KARA MUSTAPHA. Pfy – – ist es so beschaffen, so wolt ich vor mein Leben keinen Asper geben, o harter Donner-Streich in meinen Ohren, dieses ist eine große Glocke, deren Geläut bald zu Constantinopel erschallen wird, und Mustapha was fangest du an, da die beste Befehlshaber deiner Völcker dahin sind, Was wird Africa sagen, was wird Asia gedencken, wie wird Europa die Ohren spitzen, und der du in Wienn deinen Siegreichen Einzug zu halten dir eingebildet, must anjetzo ein Spott und Scheusahl seyn, aber deine Spahi, wie werden dieselbe sich hinter denen Ohren kratzen, Deine Tartarn werden das Hasen Panier auffwerffen, ja deine eygene Janitscharen werden dir den Kopff abreißen, dafern die Schlacht verlohren, und die Belägerung vernichtet wird. Bedencke dich, wie wirst du doch immer mehr vor dem Groß-Sultan dich verantworten können, selbst der Muffti wird dich in den Bann thun, daß du denen Christen gewichen bist, und zuletzt wird doch dein Kopff dem Sultan Solimann ein Schau-Eßen abgeben müßen; Was Rath ich bin verlohren, o Höll, O Teuffel was fang ich an, und ihr o höllische Furien, warumb führet ihr diesen verdammten Cörper nicht dem Abgrund zu: Aber nein Mustapha, laße den Muth nicht sincken, wiße daß du der oberste Feldherr des Groß Herrn bist; derowegen sterbe als ein Soldat, doch nicht ungerochen: Ihr übrige[112] aber schicket euch, mit mir den Sieg oder den Todt zu behaupten, weil nur eines von beyden uns übrig ist.

TEKELY. Weil es an dem, daß unser Krieges-Glück auf die Spitze eines Haupt-Treffens gesetzet werden muß, so werde auch ich, dafern ich zehn Leben hätte, dieselbe alle zu des Groß-Sultans und deinem Dienst hergeben.

SELIM. Großer Vezier, wir vertrauen dem großen Mahomet und deiner Anführung, und unsere Säbel werden Richter zwischen uns und denen Christen seyn.

IBRAHIM. Auch ich werde suchen meinen Zorn und Grim gegen die Christen auszuschütten und mit meinem Blut ihnen ins Gesicht zu speyen.


Hie geschehen einige verborgene Schüße und die Türcken retiriren sich alle auf eine Seiten.


KARA MUSTAPHA. Was ist dieses, und was sehe ich auf jenem Hügel, einen dicken Staub so mir nichts gutes prophezeiet, Ihr aber tapffere Musulmänner, streitet für die ottomanische Pforte, ja ich werde ohne eure Beite euch von jedem Christen Kopff einen Ducaten reichen laßen.


Pohlen, Sachsen, Bayern, Lotthringen, mir allen ihren Völckern dazu und gehet die Schlacht an, NB.: Hie muß offt geschoßen und die Trummel stets gerühret werden, die Christen schlagen die Türcken und gehen im Nachsetzen alle ab, außer etliche Türcken, welche als todt auf der Wahlstatt liegen bleiben; Hie muß noch hinter denen Scenen ein Geschrey und Klang derer Waffen gehöret werden.


Quelle:
Dichtung aus Österreich. Anthologie in drei Bänden und einem Ergänzungsband, Band 1, Wien und München 1966, S. 112-113.
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