Dreizehnte Szene

[104] Die Vorigen. Trast.


TRAST. Was ist hier vorgegangen?

LENORE eilt ihm entgegen. Ich danke Ihnen, mein verehrter Freund, Sie haben mir den rechten Weg gewiesen. Robert, schaffen wir uns eine neue Heimat, eine neue Pflicht!

ROBERT mit einem Blick auf Curt, der wie betäubt dasitzt,[104] in nachklingender Erbitterung. Und eine neue Ehre!


Er umfängt sie.


FRAU MÜHLINGK. Das ist also unser Dank, Theodor.

LENORE. Vater, Mutter, ich bitt Euch nicht um Verzeihung, denn was ich tue, muß ich tun. Ich fühl's, das kann kein Unrecht sein. Aber ich fleh Euch an: Denkt in Frieden an mich.

MÜHLINGK. So? Und du meinst, du wirst dieses Haus verlassen, ohne daß man dir sagt, wer du bist? ... du –


Erhebt wie zum Fluche die Arme.


TRAST tritt neben ihn. Nicht doch, Herr Kommerzienrat. – Warum wollen Sie sich mit Fluchen strapazieren? Leiser. Und übrigens im Vertrauen: Ihre Tochter macht keine so schlechte Partie. Der junge Mann da wird mein Sozius und da ich keine Anverwandten habe, auch mein Erbe!

MÜHLINGK. Aber – Herr Graf, – warum haben Sie das nicht – – –

TRAST rasch drei Schritte zurücktretend, die Hände abwehrend erhoben. Ihren geehrten Segen erbitte schriftlich!


Folgt den beiden zur Tür.

Der Vorhang fällt.


Quelle:
Hermann Sudermann: Die Ehre, Stuttgart 1974, S. 104-105.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Die Ehre
Die Ehre; Schauspiel in Vier Akten
Die Ehre
Die Ehre