79. Christus unsere Gerechtigkeit

[508] Mel.: Wo soll ich fliehen hin ...


1.

Anbetungswürdig's Lamm,

Mein Gott, mein Bräutigam,

Ich will dein Blut erheben

Im Sterben und im Leben,

Denn deine Liebeswunder

Sind meiner Liebe Zunder.


2.

Mich, mich hast du geliebt,

Da du so schwer betrübt

Mich selbst und meinen Schaden

Dir wirklich aufgeladen,

Bei Gott mich ausgesühnet,

Mir Gnad' und Heil verdienet.


3.

Du hast, mein Lämmelein,

Mein' Sünden groß und klein

Gefühlet und gebüßet,

Zorn, Not und Tod versüßet;

Willst mich als Braut nun kleiden

Mit deiner Unschuld Seiden.
[508]

4.

Nimm mich und stell mich dar,

Nicht wie ich in mir war,

Wie ich in dir erscheine

Und wie ich's wünsch', so reine,

Wie ich mit dir verbunden

Und in dir werd' gefunden!


5.

Der Vater liebet dich,

Um deinetwillen mich,

Durch dich ich liebe wieder

Und bringe Herz und Lieder;

Denn auch die besten Sachen

Mußt du Gott würdig machen.


6.

Mit dir verein'ge dann

Mich selbst und was ich kann:

Verleugnen, Beten, Üben,

Mein Leiden, Loben, Lieben;

Mein Leben und mein Ende

Geh' nur durch deine Hände!


7.

Nun, ich bin dir geschenkt

Und ewig eingesenkt;

Verschling denn alles Alte

Und mich in dich gestalte,

Daß man nur Jesus finde,

Sonst weder mich noch Sünde!
[509]

8.

Dank, Lob und Herrlichkeit

Sei dir in Ewigkeit,

Erwürgtes Lamm, gesungen

Von mir und allen Zungen,

Von der erkauften Menge

Mit himmlischem Gesänge!


Quelle:
Gerhard Tersteegen: Geistliches Blumengärtlein. Stuttgart 1956, S. 508-510.
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