577. Das Sonnenstäublein

[172] Wo find' ich mich?

Wie groß ist Gott – wie klein bin ich!

Denk nur, was ist ein Stäubelein

Im hellen Sonnenschein!

Wie, sollt' ich mich nicht selbst und alle Ding' vergessen,

Da ich stets leb' und schweb' im Wesen unermessen?

Du Liebeswesen bist mir näher als ich mir,

Drum denk' ich nur an dich und überlass' mich dir;

Verschling das Meine ganz, o Sonne,

Dein'r Liebe Luft sei meine Wonne,

Dein'r Nahheit Licht mein Sonnenschein

Und meine Seel' dein Stäubelein!


Quelle:
Gerhard Tersteegen: Geistliches Blumengärtlein. Stuttgart 1956, S. 172.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Geistliches Blumengärtlein
Geistliches Blumen-Gärtlein Inniger Seelen; Oder kurtze Schluß-Reimen, Betrachtungen und Lieder uber allerhand Warheiten des Inwendigen Christenthums ...: [Reprint of the Original from 1735]