Zweite Szene

[14] KÖCKENBERGER. Gelobt sei Jesus Christus!

THOMAS. In aller Ewigkeit, Amen.

KÖCKENBERGER. Hier ist eine Kranke, der ich Trost spenden soll?

THOMAS nach Mariann hin nickend. Dös is sie.

KÖCKENBERGER. Man hat mir aufgetragen, einen Besuch bei Euch zu machen.

MARIANN. I dank halt schö, Hochwürden.

THOMAS. San Sie g'wiß der neue Herr Koprata?

KÖCKENBERGER. Ja ... jawohl. Zu Mariann. Dem Anscheine nach sind Sie in einem bedenklichen Zustande?[14]

THOMAS. Seit sechs Woch'n liegt sie und kummt allaweil mehra von der Kraft.

MARIANN. Ma muaß nehma, was kummt.

KÖCKENBERGER. Man muß es mit christlicher Geduld hinnehmen, ja, und muß seine Gedanken vom Irdischen abwenden.

MARIANN. Wollen S' Ihnen net setz'n, Hochwürden?


Thomas bringt einen Stuhl und stellt ihn gegenüber von Mariann hin. Köckenberger setzt sich und faltet die Hände im Schoß, die Finger gerade ausgestreckt.


KÖCKENBERGER. Man muß seine Gedanken gänzlich abwenden von den Vergänglichkeiten dieses Lebens.

MARIANN demütig. So guat's geht ...

KÖCKENBERGER eifrig. Nicht so gut es geht, sondern vollkommen. Sie müssen erfüllt sein von einer grenzenlosen Sehnsucht nach dem Jenseits ... Thomas ist still hinausgegangen.


Quelle:
Ludwig Thoma: Gesammelte Werke in sechs Bänden. Band 2, München 1968, S. 14-15.
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