Frühlingsahnen

[512] Wohlig merken unsre Sinne

Nun den Frühling allgemach,

Denn es trauft aus jeder Rinne,

Und es tropft von jedem Dach.


Leise regt sich im Theater

Dieser Welt ein Liebeston;

Nächtens schreien viele Kater,

Und der Hase rammelt schon.


So auch uns ergreift die Glieder

Wundersame Lebenskraft;

Selbst solide Seifensieder

Fühlen ihren Knospensaft.


Treibet das Geschäft der Paarung!

Lasset der Natur den Lauf!

Denn ihr wisset aus Erfahrung,

Einmal hört es leider auf.

Quelle:
Ludwig Thoma: Gesammelte Werke in sechs Bänden. Band 6, München 1968, S. 512-513.
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