Mondnacht am Chiemsee

[522] Gespensterhaft die Berge ragen.

Weit über sie mit bleichem Schein,

Von raschen Wolken tief umzogen,

Schaut silberhell der Mond herein.


Der See erglänzt von seinen Strahlen,

Die spielen glänzend drüber her,

Als tanzten Nixen ihren Reigen

Auf leichtbewegtem Wellenmeer.


Am Ufer durch die hohe Buche

Mit leisem Hauch der Nachtwind zieht,

Und in den Zweigen tönt ein Flüstern

Geheimnisvoll, fast wie ein Lied.


Ich bin allein. Und wonnetrunken

Ergeb ich mich der stillen Pracht[522]

Und meine Brust durchbebt der Zauber

Der feierlichen Sommernacht.

Quelle:
Ludwig Thoma: Gesammelte Werke in sechs Bänden. Band 6, München 1968, S. 522-523.
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