Die zerbrochne Liab

[590] Sie war'n so guate Freund',

Sie hamm si herzli g'liabt,

Koan oanzigs Wölkerl hat

Den schönen Himmi trüabt.

Huliö – hu – hohu – hohu – ho!


Sie hielten lange Zeit

Wia Stahl und Eisen z'samm,

Und was der oane will,

Dös muaß da ander hamm.

Huliö – hu – hohu – hohu – ho!


Und braucht da Bülow was,

Sprach er zum Pfaffen glei:

»O Sie, mein liaba Freund,

I hab' koa Geld dabei.«

Huliö – hu – hohu – hohu – ho!


Da Pfaff hat wieda g'sagt:

»Ich will für Sie bezahl'n,

Weil Sie mei Spezi san;

Sie tean mir aa'r an G'fall'n.«

Huliö – hu – hohu – hohu – ho!


So lebten sie dahin

In schönster Einigkeit,

In ihrem Freundesbund,

Da hat sich nie was g'feit.

Huliö – hu – hohu – hohu – ho!


Auf oamal war es aus;

So geht's auf dieser Welt.[590]

Auch diese Liab zerriß,

Wia manche – z'weg'n an Geld.

Huliö – hu – hohu – hohu – ho!


Zum Bülow is a Freund

Ganz hoamli zuawi g'roast,

Der wo ihm sehr gefallt,

Der wo sich Dernburg hoaßt.

Huliö – hu – hohu – hohu – ho!


Da sagt der Pfaff voll Zorn:

»Dös war dös letztemal,

Wenn Sie an andern liab'n,

Daß i für Eahna zahl'.«

Huliö – hu – hohu – hohu – ho!


Er hat eahm nix mehr g'schenkt,

Er halt' sein Beutel zua!

Jetzt is die Freundschaft aus.

Herr, gib ihr d' ewig Ruah!

Huliö – hu – huhu – huhu – hu!

Quelle:
Ludwig Thoma: Gesammelte Werke in sechs Bänden. Band 6, München 1968, S. 590-591.
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