Das Feuerwerk

[165] Konntest du ahnden,

Augustus, Weltbeherrscher,

Daß ein spätes Geschlecht

In deinem Grabmal

Den matten Stier hetzen könnte,

Daß hier Hundegebell

Und Jauchzen der Handwerker tönte?


Heut brennt ein Feuerwerk

Im bunten Spiel,

Ich schaue von oben

In die lichtsprudelnde Thorheit hinab,

Und höher hernieder

Scheint vom klaren Himmel

Der goldne volle Mond.


Ein türkisch Gezelt

Mit vielen Lichtern,[166]

Mit leichter Luft gefüllt,

Steigt zum Beschluß langsam in die Höhe.

Da schwebt das leuchtende Gespenst,

Und wie ein sanftes Lüftchen

Vom Berg herüber weht,

Schaukelt und schwankt das leichte Gewebe:

Doch nun kühner, wendet es sich um,

Und Funke erst dann Flamme

Zeigt sich verzehrend hell

Und frißt den Scherz hinweg,

Daß leuchtend nieder tropfen

Die flimmenden, schnell erlöschenden Zunder.


Doch voll und glänzend steht die Mondesscheibe.

So du, alte Kunst und Poesie,

Wenn tausend flatternde Fünkchen

Nach augenblicklichem Leuchten

Als Zunder in des Vergessens Reich eintauchen.

Quelle:
Ludwig Tieck: Gedichte. Teil 3, Heidelberg 1967, S. 165-167.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Gedichte
Vollst Ndige Sammlung Klassischer Und Volksth Mlicher Deutscher Romanzen Und Balladen Aus Dem 18. Und 19. Jahrhundert: Vollst Ndige Sammlung Klassischer Und Volksth Mlicher Deutscher Gedichte Aus Dem 18. Und 19. Jahrhundert, Volume 2 (Paperback)(German) - Common
Vollst Ndige Sammlung Klassischer Und Volksth Mlicher Deutscher Romanzen Und Balladen Aus Dem 18. Und 19. Jahrhundert: Vollst Ndige Sammlung Klassischer Und Volksth Mlicher Deutscher Gedichte Aus Dem 18. Und 19. Jahrhundert, Volume 1 (Paperback)(German) - Common
Die schönsten Liebesgedichte (insel taschenbuch)
Schriften in zwölf Bänden: Band 7: Gedichte
Schriften in zwölf Bänden: Band 7: Gedichte