[Wer hat des Himmels Bläue tief genossen]

[203] Wer hat des Himmels Bläue tief genossen,

Den inngen Blick aus den azurnen Lüften,

Den Blumenkelch, das Aug' in süßen Düften,

Den klaren Quell, vom grünen Licht umflossen?


Aus allem ist mir oft ein Aug' entsprossen,

So fand ich Sehnsucht, Lieb' in Steinesklüften,

Ein träumend Liebes-Echo selbst in Grüften,

In Wald, Berg, Thal und Fluß meine Genossen.


Wie ward mein Herz im Innersten erschüttert,

Als lichte Töne flogen wie die Tauben,

Die in der Sonne wie klar Gold erfunkeln:


Ein Blick, blau, hold, sich aufthat aus dem Dunkeln.

Nun kann ich erst an Stern und Auge glauben,

Seit mir im Herzen dieses Blicken zittert.

Quelle:
Ludwig Tieck: Gedichte. Teil 1, Heidelberg 1967, S. 203-204.
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