[6] Es steht die holde Jungfrau im Betrachten,

Wie sich Geräusch und wilde Freude mehret,

Ihr Herz, Gemüth ist still in sich gekehret,

Sie kann auf Freunde, Bräutigam nicht achten.


Und wie die Gäste drinnen tobend lachten,

Wird ihr der Geist mit Traurigkeit beschweret,

Nun fühlt sie erst, was sie verliert, entbehret,

Nach Gott und Christum muß ihr Busen schmachten.


Es klingt die wilde Pfeife schon zum Reigen,

Verwegne Klänge schrein im Uebermuthe,

Es droht und lärmt das weltliche Getümmel:


Da sieht ihr trunknes Auge nach dem Himmel,

Ihr Herz verklärt die Tön', in ihnen steigen

Gebete auf zu ihrem höchsten Gute.

Quelle:
Ludwig Tieck: Gedichte. Teil 2, Heidelberg 1967, S. 6.
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