21. Eduard Burton an Mortimer

[507] Bondly.


Ich konnte Ihnen bisher nicht schreiben, teurer Freund, weil die Krankheit meines Vaters, die mit jedem Tage zunahm, mich zu sehr beschäftigte und zerstreute. Sie ahnden es vielleicht aus diesem Anfange, daß er nicht mehr ist, und diese Nachricht war es, die der Inhalt meines Briefes werden sollte. Ja, Mortimer, er hat endlich alle Schmerzen, die ihn folterten, überstanden, und auch ich bin nun ruhiger. Seine Seele schied schwer von ihrem[507] Körper, der sie doch nicht mehr zurückhalten konnte; ich kann es nicht unterlassen, ihn stets von neuem zu beweinen, wenn es mir wieder lebhaft einfällt, daß er nicht mehr ist. Er war in seinen letzten Stunden sehr freundlich und zärtlich gegen mich; er hätte sich mit der ganzen Welt so gern versöhnt, und sprach oft mit vieler Rührung von Lovell, seinem gestorbenen Feinde. – Vor seinem Tode hat er noch viele Papiere verbrannt, die er mit nassen Augen betrachtete.

Leben Sie recht wohl und glücklich; ich werde Sie auf einige Tage besuchen, um mich zu zerstreuen. Morgen ist das Begräbnis.[508]

Quelle:
Ludwig Tieck: Werke in vier Bänden, Band 1, München 1963, S. 507-509.
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