Afra

[61] Ein Kind mit braunem Haar. Gebet und Amen

Verdunkeln still die abendliche Kühle

Und Afras Lächeln rot in gelbem Rahmen

Von Sonnenblumen, Angst und grauer Schwüle.


Gehüllt in blauen Mantel sah vor Zeiten

Der Mönch sie fromm gemalt an Kirchenfenstern;

Das will in Schmerzen freundlich noch geleiten,

Wenn ihre Sterne durch sein Blut gespenstern.


Herbstuntergang; und des Hollunders Schweigen.

Die Stirne rührt des Wassers blaue Regung,

Ein härnes Tuch gelegt auf eine Bahre.


Verfaulte Früchte fallen von den Zweigen;

Unsäglich ist der Vögel Flug, Begegnung

Mit Sterbenden; dem folgen dunkle Jahre.
[61]

Quelle:
Georg Trakl: Das dichterische Werk. München 1972, S. 61-62.
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