Immer raus mit der Mutter . . . !

[388] Für Paul Graetz


Verdumpft, verengt, verpennt, blockiert,

so geht das seit zehn Jahren.

Wie sind die Deutschen dezimiert,

die einst von Goethe waren!

Ein Mittel gibts – und das ist rar.

Das Mittel das ist dies:

Mensch, ein Mal auf dem Buhlewar!

Mensch, ein Mal in Paris!


Als Ludendorff einst Lüttich nahm

und nachher nicht mehr rausfand –

Welch Tag für ihn! Der Brave kam

zum ersten Mal ins Ausland.

Man denk ihn sich mit Schnurrbarthaar,

mit Orden, Helm und Spieß,

Mensch, ein Mal auf dem Buhlewar!

Mensch, ein Mal in Paris!


Hannover-Süd und Franken-Nord.

Der Horizont wird kleiner.

Von Hause kommen wenige fort

und in die Welt fast keiner.[388]

Ich wünsch der Angestelltenschar

statt brandenburger Kies:

nur ein Mal auf dem Buhlewar!

nur ein Mal in Paris!


Da draußen kümmert sich kein Bein

um eure Fahrdienstleiter.

Ihr könnt Hep-Hep und Hurra schrein:

die Welt geht ruhig weiter.

Die Völker leben. Freude lacht.

Wir stehn in letzter Reihe.

Was sich bei uns so mausig macht,

das sollte mal ins Freie!

Den Richtern, Bonzen, ja, sogar

Herrn Hitler wünsch ich dies:

Mensch, ein Mal auf dem Buhlewar!

Mensch, ein Mal nach Paris –!


  • · Theobald Tiger
    Die Weltbühne, 05.06.1924, Nr. 23, S. 786, wieder in: Lerne Lachen.

Quelle:
Kurt Tucholsky: Gesammelte Werke in zehn Bänden. Band 3, Reinbek bei Hamburg 1975, S. 388-389.
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