Das Schifflein

[146] Ein Schifflein ziehet leise

Den Strom hin seine Gleise.

Es schweigen, die drin wandern,

Denn keiner kennt den andern.


Was zieht hier aus dem Felle

Der braune Weidgeselle?

Ein Horn, das sanft erschallet;

Das Ufer widerhallet.


Von seinem Wanderstabe

Schraubt jener Stift und Habe

Und mischt mit Flötentönen

Sich in des Hornes Dröhnen.
[146]

Das Mädchen saß so blöde,

Als fehlt' ihr gar die Rede,

Jetzt stimmt sie mit Gesange

Zu Horn und Flötenklange.


Die Rudrer auch sich regen

Mit taktgemäßen Schlägen.

Das Schiff hinunterflieget,

Von Melodie gewieget.


Hart stößt es auf am Strande,

Man trennt sich in die Lande.

Wann treffen wir uns, Brüder!

Auf einem Schifflein wieder?


Quelle:
Ludwig Uhland: Werke. Band 1, München 1980, S. 146-147.
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