Sechzehntes Capitel.
Zwei Flintenschüsse.

[132] Am folgenden und während der ersten Tage des September sah man Aristobulos Ursiclos nicht wieder. Hatte er Jona mit dem Touristen-Dampfer verlassen, nachdem er sich überzeugt, daß er an der Seite der Miß Campbell nur seine Zeit verliere?

Niemand hätte es sagen können. Jedenfalls that er wohl daran, sich nicht wieder zu zeigen. Er erweckte in dem jungen Mädchen jetzt nicht mehr das Gefühl der Gleichgiltigkeit, sondern mehr das des wirklichen Abscheus. Wie konnte er auch deren Strahl seiner poetischen Natur entkleiden, deren Träumereien zu materialisiren, die flatternde Walkürenschärpe in ein ganz gewöhnliches optisches Phänomen zu verwandeln wagen! Vielleicht hätte sie ihm Alles verziehen, nur das allein gewiß nicht.[132]

Die Brüder Melvill erhielten nicht einmal Erlaubniß, Nachforschungen anzustellen, was aus Aristobulos Ursiclos geworden war.

Wozu auch, was hätten sie ihm sagen können, was konnten sie noch hoffen? Vermochten sie trotz alledem noch an die geplante Verbindung zwischen zwei so antipathischen Wesen zu denken, welche der Abgrund trennt, der zwischen gemeiner Prosa und hochfliegender Poesie gähnt, der Eine mit seiner Manie, Alles auf trockene wissenschaftliche Formeln zurückzuführen, die Andere nur ihrem Ideal lebend, das die Ursache verachtet und sich mit den Eindrücken begnügt?

Inzwischen hatte Patridge, den Frau Beß dazu drängte, in Erfahrung gebracht, daß der »junge alte Gelehrte,« wie er ihn bezeichnete, keineswegs abgereist sei, sondern noch immer die Fischerhütte bewohne, in der er auch seine Mahlzeiten einsam verzehre.

Das Wichtigste blieb es immerhin, daß man Aristobulos Ursiclos nicht mehr zu sehen bekam. In Wahrheit streifte er, wenn er sich nicht auf sein Zimmerchen beschränkte, in dem ihn gewiß ein hohes wissenschaftliches Problem beschäftigte, mit der Flinte auf dem Rücken am flachen Strand des Ufers und machte da seiner üblen Laune durch eine wirkliche Schlächterei unter den schwarzen Taucherenten und Möven Luft, welche hier ja zu nichts da wären. Bewahrte er noch einige Hoffnung? Tröstete er sich damit, daß Miß Campbell nach Befriedigung ihrer Sehnsucht nach dem Grünen Strahl wieder mildere Saiten gegen ihn aufziehen werde? Seinem ganzen Charakter nach war das wenigstens möglich.

Da erlebte er aber eines Tages ein recht unangenehmes Abenteuer, welches für ihn ohne das edelmüthige und unerwartete Dazwischentreten seines Rivalen recht schlimm hätte auslaufen können.

Es war am Nachmittag des 2. September. Aristobulos Ursiclos hatte sich aufgemacht, die Felsen zu untersuchen, welche die äußerste Südspitze von Jona bilden. Eine dieser Granitmassen, ein sogenannter »Stack«, erregte seine Aufmerksamkeit so sehr, daß er dessen Gipfel zu erklettern beschloß. Es war das übrigens ein ziemlich unkluges Unterfangen, denn der Felsen zeigte nur sehr abhängige, wohl gar etwas schlüpfrige Oberflächen, auf denen der Fuß keinen festen Halt finden konnte.

Aristobulos Ursiclos ließ sich freilich von solchen Zufälligkeiten nicht abschrecken. Er begann also an den Wänden hinaufzuklimmen, indem er sich an einzelnen, da und dort verstreuten Pflanzen anhielt, und erreichte wirklich, wenn auch nur mit vieler Mühe, den Gipfel des Stack.[133]

Dort angelangt, überließ er sich sogleich seinen gewohnten mineralogischen Liebhabereien; aber als er wieder hinunterklettern wollte, gestaltete sich das wesentlich schwieriger. Nachdem er sorgfältig geprüft, an welcher Seite der Wand er noch am besten hinabgleiten könne, wagte er wirklich das kühne Unternehmen. Da glitt ihm auch schon der Fuß aus, er rutschte hinunter, ohne sich erhalten zu können, und wäre ohne Gnade in die heftige Brandung gestürzt, wenn ihn nicht mitten im Fallen ein abgebrochener Baumstamm aufgehalten hätte. Aristobulos befand sich hiermit in einer ebenso gefährlichen, wie lächerlichen Lage Er konnte weder aufwärts klettern, noch weiter hinunter gelangen.

So verging eine Stunde, und wer weiß was noch geschehen wäre, wenn Olivier Sinclair nicht zufällig, mit seiner Malertasche auf dem Rücken, nach dieser Stelle gekommen wäre.

Er hörte Hilferufe und blieb stehen. Unwillkürlich mußte er lachen, Aristobulos Ursiclos dreißig Fuß hoch in der Luft schweben und hin und her schwanken zu sehen, wie die geflochtenen Puppen vor den Schänken; natürlich aber zögerte er keinen Augenblick, ihn mit eigener Gefahr aus dieser peinlichen Lage zu befreien.

Das ging freilich nicht ohne Mühe. Olivier Sinclair sah sich genöthigt, selbst den Gipfel des Stack zu erklimmen, um den Gehenkten da hinauf zu lootsen und ihn nachher beim Abstieg auf der anderen Seite zu unterstützen.

»Herr Sinclair, so lauteten des gelehrten Thoren erste Worte, ich habe den Neigungswinkel, den diese Wand mit der Senkrechten macht, falsch berechnet; deshalb mußte ich ausgleiten und dann hängen bleiben...

– Herr Ursiclos, sagte Olivier Sinclair, ich schätze mich glücklich, daß der Zufall mir gestattete, Ihnen zu Hilfe zu kommen.

– So empfangen Sie wenigstens meinen Dank...

– O gar nicht nöthig, mein Herr! Sie würden gewiß das Nämliche für mich gethan haben.

– Ohne Zweifel.

– Nun also, auf Gegenseitigkeit!«

Damit trennten sich die beiden jungen Leute.

Olivier Sinclair glaubte nicht von diesem Vorfalle sprechen zu sollen. der ihm auch von zu geringer Wichtigkeit erschien. Aristobulos Ursiclos erwähnte desselben erst recht gegen Niemand; im Grunde aber hielt er gar viele Stücke auf seine heile Haut, und wußte es seinem Rivalen Dank, ihn aus der Klemme gezogen zu haben.[134]

Und der berühmte Strahl? Wir müssen gestehen, daß er sich gewaltig bitten ließ, und doch war nicht mehr viel Zeit zu verlieren. Die Herbstzeit mußte den Himmel nun bald mit ihrem Nebelschleier bedecken; dann gab es aber jedenfalls keine klaren Abende mehr, mit denen der September in so hohen Breiten überhaupt ziemlich geizt; keinen reinen Horizont mehr, dessen Linie eher von dem Zirkel eines Geometers, als von dem Pinsel eines Malers gezogen scheint. Sollte man zuletzt darauf verzichten müssen, die seltene Erscheinung zu sehen, welche die Gesellschaft von einem Orte zum andern gezogen hatte? Sollte man genöthigt werden, die Beobachtung der Erscheinung auf das nächste Jahr zu verschieben, oder sie halsstarrig noch unter andern Himmelsstrichen verfolgen?

In der That fühlten sich Miß Campbell und Olivier Sinclair recht enttäuscht, und die Brüder Melvill wurden unwillig, den Horizont der Hebriden unausgesetzt von den Nebeln des hohen Meeres verdunkelt zu sehen.

So gestaltete es sich wenigstens die ersten Tage des oft trüben Monats September.

Jeden Abend fanden sich Miß Campbell, Olivier Sinclair, Bruder Sam, Bruder Sib, Frau Beß und Patridge auf irgend einem Felsen, den die sanften Wellen der Fluth bespülten, zusammen, um aufmerksam dem Untergange der Sonne zu folgen, welche jetzt in weit glänzenderem Scheine leuchtete, als das bei vollkommener Reinheit des Himmels hätte der Fall sein können.

Ein Künstler hätte vor Freude in die Hände geklatscht, bei dieser prächtigen Verklärung des Himmelsgewölbes, wenn der Tag Abschied nahm, bei diesem entzückenden Farbenspiel, das, von Wolke zu Wolke überspringend, vom Violett des Zeniths bis zum Rothgold des Horizonts wechselte; vor dieser glitzernden Cascade der auf den Luftfelsen umherhüpfenden Feuerfunken; hier bestanden die Felsen freilich aus Wolken, und diese Wolken, welche die Sonnenscheibe überzogen, raubten mit deren letzten Strahlen auch den, welchen das Auge der Beobachter so beharrlich suchte.


Den Vogelschwarm mit den Blicken verfolgend. (S. 141.)
Den Vogelschwarm mit den Blicken verfolgend. (S. 141.)

Nach dem Verschwinden des Gestirns erhoben sich dann Alle verstimmt, wie die Zuschauer einer Feerie, deren Schlußeffect durch den Fehler eines Maschinisten verunglückt ist, und kehrten meist auf langem Umwege nach der Herberge »Zum Panzer Duncan's« zurück.

»Also morgen, sagte dann Miß Campbell.

– Ja, morgen, antworteten die beiden Onkels. Wir haben so eine Art Vorgefühl, daß morgen...«


Gegen sechs Uhr Morgens... (S. 144.)
Gegen sechs Uhr Morgens... (S. 144.)

Dieses Vorgefühl empfanden die Brüder Melvill[135] freilich alle Abende, und unabänderlich endete es mit einem Fiasco.

Der Morgen des 5. September dagegen ließ sich überraschend schön an. Die Dünste im Osten verschwanden schon unter den ersten Sonnenstrahlen.

Das Barometer, dessen Nadel sich seit einigen Tagen nach »schön Wetter« zu bewegte, stieg noch immer und blieb auf diesem Punkte stehen. Jetzt wurde es nicht mehr so warm, daß die Luft jenes Zittern von scheinbaren Stäubchen gezeigt hätte, das man an heißen Sommertagen nicht selten bemerkt. Man[136] empfand die Trockenheit der Luft am Niveau des Meeres ebenso, wie in der verdünnten Luft auf einem Berge von einigen tausend Fuß Höhe.

Es wäre unmöglich zu sagen, mit welch' ängstlicher Spannung Alle den weiteren Verlauf des Tages beobachteten; ja, wir müssen darauf verzichten, zu schildern, mit welchem Herzklopfen sie danach auslugten, ob sich ein Wölkchen am Himmel bilden wolle, und es wäre maßlose Kühnheit, die Angst auszumalen, mit der sie dem bei ihrem täglichen Laufe beschriebenen Bogen der Sonne folgten.[137]

Glücklicher Weise wehte eine leichte, aber anhaltende Brise von der Landseite her. Bei ihrem Wege über die Bergländer im Osten und über die ausgedehnten Wiesenstrecken hinter diesen konnte sie sich nicht mit jenen feuchten Molecülen beladen, welche von großen Wasserflächen aufsteigen und die der Wind von der Seeseite des Abends herantreibt.

Aber wie unendlich lang wurde dieser Tag! Miß Campbell konnte sich gar nicht mehr an einem Platze halten. Trotz der lästigen Hitze lief sie einmal hier und einmal dorthin, während Olivier Sinclair sich nach den höher gelegenen Punkten der Insel begab, um einen erweiterten Ausblick zu haben. Die beiden Onkels leerten heute Jeder zur Hälfte eine ganze Tabaksdose, und Patridge, als wenn er auch dazu gehört hätte, spielte sozusagen den Feldhüter, der zur Ueberwachung der Himmelsgefilde ausgestellt war.

Es war verabredet worden, an diesem Tage schon um fünf Uhr zu speisen, um schon vorher auf dem Beobachtungsfelde einzutreffen. Die Sonne konnte erst um sechs Uhr neunundvierzig Minuten untergehen, und man hatte demnach Zeit, ihr ein großes Stück zu folgen.

»Ich glaube, dieses Mal haben wir ihn, rief Bruder Sam, sich die Hände reibend.

– Ich glaub' es auch!« erwiderte Bruder Sib, dieselbe Bewegung vornehmend.

Gegen drei Uhr Nachmittags, gab es jedoch Lärm. Eine Wolkenflocke, der Versuch einer Cumulusbildung, erhob sich im Osten und glitt, getrieben vom Landwinde, dem Ocean zu.

Miß Campbell hatte sie zuerst bemerkt. Sie konnte einen Ausruf der Entmuthigung nicht unterdrücken.

»O, sie ist ja allein, diese Wolke, sagte einer der Onkels, sie wird sich in nicht ferner Zeit auflösen...

– Oder sie bewegt sich schneller als die Sonne, meinte Olivier Sinclair, und verschwindet vor ihr unter dem Horizont.

– Doch ist diese Wolke nicht der Vorbote einer Nebelbank? fragte Miß Campbell.

– Das wird sich zeigen.«

In vollem Laufe begab sich Olivier Sinclair nach den Ruinen des Klosters. Dort konnte sein Blick, über die Berge von Mull hinweg, weit nach Osten schweifen.[138]

Jene Berge strebten in voller Klarheit empor; der Kamm glich einer mit Bleistift auf ganz weißem Grunde gezogenen Wellenlinie.

Am weiten freien Himmelsraume fand sich keine andere Dunstbildung, und der deutlich sichtbare Ben More trug trotz seiner Höhe von dreitausend Fuß über dem Meere keine Nebelkappe.

Nach Verlauf einer halben Stunde kehrte Olivier Sinclair mit den tröstlichsten Versicherungen wieder zurück. Die gesehene Wolke war nichts als ein verlassenes Kind im Raume; sie konnte in der ausgetrockneten Atmosphäre keine Nahrung finden und mußte unterwegs schon an Hunger zu Grunde gehen.

Inzwischen stieg die weiße Wolke weiter nach dem Zenith auf. Zum großen Mißvergnügen Aller folgte sie dem Wege der Sonne und näherte sich dieser unter dem Drucke der Brise. Im Dahingleiten änderte sie in Folge der wirbelnden Bewegung der Luft ihre Gestalt; erst dem Kopfe eines Hundes ähnlich, verwandelte sie sich später in einen Fischkopf, gleich dem eines riesigen Rochens; dann rollte sie sich zu einer im Mittelpunkt dunklen, an den Rändern glänzenden Kugel zusammen und berührte in diesem Augenblick die Sonnenscheibe.

Ein Schrei entfuhr Miß Campbell, deren beide Arme sich gen Himmel emporstreckten.

Das hinter diesem Nebelschirm verborgen strahlende Gestirn sandte nicht mehr einen einzigen seiner Lichtblitze nach der Insel Jona, und letztere, welche jetzt außerhalb der Zone der directen Irradiation lag, hüllte sich in düstere Schatten.

Bald aber wechselte der ungeheure Schatten seine Stelle, und die Sonne erschien wieder in vollem Glanze. Die Wolke senkte sich zum Horizont herab – sie sollte ihn nicht einmal erreichen, denn eine halbe Stunde später verschwand sie gänzlich, als wenn am Himmel eine Oeffnung entstanden wäre.

»Endlich ist sie zerstreut, rief das junge Mädchen, nun gebe Gott, daß ihr keine andere folgt.

– Nein, seien Sie darüber ruhig, Miß Campbell, sagte Olivier Sinclair. Wenn diese Wolke so schnell auf diese Weise verschwand, ist es ein Zeichen, daß sie in der Atmosphäre keine anderen Dünste antraf, weil der ganze Himmelsraum nach Westen zu von vollkommener Reinheit ist.«

Um sechs Uhr Abends nahmen die Beobachter auf einem nach allen Seiten offenen Terrain ihren Posten ein.

Dieser befand sich am Nordende der Insel, auf einem den Hügel der Abtei überragenden Bergkamme. Von diesem Gipfel aus konnte der Blick frei[139] ringsum schweifen; im Osten über die ganze höher liegende Landschaft der Insel Mull; im Norden erhob sich das Eiland von Staffa gleich der riesenhaften Schale einer Schildkröte, die in den Gewässern der Hebriden gestrandet wäre; darüber hinaus lösten sich Elva und Gometra von dem weit hinausschießenden Ufer der Insel ab; gegen Westen, Süd- und Nordwesten breitete sich nur das grenzenlose Meer vor ihnen aus.

Die Sonne sank in schräger Linie schnell tiefer. Der Rand des Horizonts erschien gleich einem schwarzen, mit chinesischer Tusche gezogenen Striche. Nach rückwärts dagegen glühten alle Fenster der Häuser von Jona wie im Wiederscheine einer Feuersbrunst, deren Flammen von schmelzendem Golde gewesen wären.

Miß Campbell, Olivier Sinclair, die Brüder Melvill, Frau Beß und Patridge verhielten sich, ergriffen von diesem erhabenen Schauspiel, ganz still. Sie betrachteten, halb die Augenlider schließend, die Scheibe, welche allmählich ihre Gestalt veränderte, sich parallel der Wasserlinie aufblähte und die Form einer ungeheuren Montgolfière annahm. Im Weltraum war nicht der feinste Dunst zu bemerken.

»Ich glaube, dieses Mal haben wir ihn wirklich, fing Bruder Sam wieder an.

– Ich glaub' es auch, stimmte Bruder Sib bei.

– Bitte, schweigt still, liebe Onkels!«... rief Miß Campbell.

Sie schwiegen, sie hielten den Athem an, als fürchteten sie, derselbe möchte sich zu einer leichten Wolke verdichten, die ihnen die Sonnenscheibe verhüllen könnte.

Endlich berührte der untere Rand des Gestirns den Horizont. Es verbreiterte sich, verbreiterte sich immer mehr, als wäre es im Innern mit leichtem Fluidum angefüllt.

Alle sogen mit den Augen die letzten Strahlen ein.

So gespannt wartete Arago, als er sich in der Wüstenei von Palma befand, auf das Signalfeuer, das auf dem höchsten Punkte der Insel Iviça aufleuchten und ihm Gelegenheit geben sollte, das letzte Dreieck seines Meridians zu schließen.

Endlich überragte die Wasserlinie nur noch ein schmales Segment des oberen Bogenstückes. Nach fünfzehn Secunden mußte der letzte Strahl über die Erde hinblitzen und in den Augen der Beobachter, welche sich schon vorbereiteten, ihn aufzufangen, den Eindruck eines paradiesischen Grüns hervorrufen!...[140]

Plötzlich krachten zwei Flintenschüsse zwischen den Uferfelsen unterhalb des Berges. Ein leichter Rauch stieg empor, und zwischen dessen Einzelwolken flatterte ein ganzer Schwarm von Vögeln, Seeschwalben, Möven und anderen, welche der heftige Flintenknall aufgeschreckt hatte.

Diese Wolke stieg gerade empor, schob sich wie ein Lichtschirm zwischen den Horizont und die Insel, und zog an dem versinkenden Gestirn vorüber, gerade als dieses seinen letzten Lichtschein über die Wasserfläche sandte.

Da gewahrte man auf einem Felsblock des Ufers, die rauchende Flinte in der Hand und den Vogelschwarm mit den Blicken verfolgend, Aristobulos Ursiclos!

»Ach, dieses Mal ist es genug! rief Bruder Sam.

– Nein, etwas zu viel! fügte Bruder Sib hinzu.

– Ich hätte besser gethan, ihn am Felsen hängen zu lassen, sagte Olivier Sinclair für sich – wenigstens wäre er dann noch dort!«

Die Lippen geschlossen und die Augen starr hinabgerichtet, sprach Miß Campbell nicht ein Wort.

Noch einmal, und wiederum durch die Schuld dieses Aristobulos Ursiclos, war sie um ihren Grünen Strahl gekommen!

Quelle:
Jules Verne: Der grüne Strahl. Bekannte und unbekannte Welten. Abenteuerliche Reisen von Julius Verne, Band XLII, Wien, Pest, Leipzig 1887, S. 132-141.
Lizenz:

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