Drittes Capitel.
Etwas vom Secessionskriege.

[31] Wir schalten hier einige Worte über den Secessionskrieg ein, mit dem die nachfolgende Erzählung in innigem Zusammenhange steht.

Wir möchten dabei auch von vornherein ausdrücklich darauf hinweisen, daß dieser Krieg, wie es auch der Graf von Paris, der damalige Adjutant des General Mac Clellan in seiner vortrefflichen »Geschichte des Bürgerkrieges in Nordamerika« ausgesprochen hat, keineswegs eine Tariffrage, so wenig wie[31] einen wirklichen Stammesunterschied zwischen dem Norden und dem Süden zur Ursache hatte. Die angelsächsische Race herrschte gleichmäßig im ganzen Gebiete der Vereinigten Staaten. Auch eine Handelsfrage ist bei diesem entsetzlichen brudermörderischen Kampfe niemals im Spiel gewesen. »Die Sclaverei ist es, welche dadurch, daß sie in der einen Hälfte der Republik beibehalten und in der anderen verpönt war, zwei feindliche Gesellschaften geschaffen hatte. Sie hatte die Sitten derjenigen, wo sie herrschte, tief hinein umgewandelt und nur die äußere Form der Regierung intact gelassen. Sie wurde denn, wenn auch nicht zum Vorwand und zur Gelegenheitsursache, so doch zum wirklichen Grund jenes Antagonismus, dessen unvermeidliche Folge der Bürgerkrieg war«.

In den Sclavenstaaten gibt es drei Gesellschaftsclassen. Die unterste, in der Anzahl von etwa vier Millionen als Sclaven dienender Neger, macht fast ein Drittel der Bevölkerung aus, die oberste ist die Kaste der verhältnißmäßig wenig unterrichteten reichen, auf Andere verächtlich herabblickenden Grundbesitzer, welche für sich die Leitung der öffentlichen Angelegenheiten in Anspruch nehmen. Zwischen ihnen steht die unruhige, träge und elende Classe der kleinen weißen Leute. Wider Erwarten traten gerade diese besonders lebhaft für Aufrechterhaltung der Sclaverei ein, ohne Zweifel weil sie fürchteten, daß die emancipirten Neger sich mit ihnen bald auf das gleiche Niveau stellen würden.

Der Norden begegnete also als Gegnern nicht allein den reichen Grundeigenthümern, sondern auch jenen kleinen Leuten unter den Weißen, welche vorzüglich auf dem Lande, inmitten der dienenden Bevölkerung lebten. Der Kampf mußte also ein furchtbarer werden. Er brachte sogar innerhalb der Familien solche Meinungsverschiedenheiten hervor, daß nicht selten von zwei Brüdern einer unter der Fahne der Conföderirten, der andere unter der der Föderalisten kämpfte. Ein großes Volk konnte aber gar nicht zögern, die Sclaverei bis zur Wurzel auszurotten. Seit dem letzten Jahrhundert schon hatte der berühmte Franklin die Freigebung der Sclaven gefordert. Im Jahre 1807 hatte Jefferson dem Congreß empfohlen, einen Handel zu unterdrücken, dessen Aufhören die Moral, die Ehre und die theuersten Interessen der Nation gleichmäßig verlangten.

Der Norden hatte also gewiß Recht, gegen den Süden zu marschiren und diesen wieder unter seine Botmäßigkeit zu bringen. Uebrigens ergab sich als Folge dieses Vorgehens nur eine innigere Verschmelzung aller Elemente der großen Republik und die Zerstörung des so traurigen Irrthums, daß jeder Bürgerin erster Linie seinem besondern Staate und nur in zweiter dem gemeinsamen Bunde zu gehorchen habe.

Gerade in Florida war es, wo die ersten, die Sclaven betreffenden Fragen auf die Tagesordnung kommen sollten. Zu Anfang dieses Jahrhunderts hatte ein Indianerhäuptling Namens Osceola zur Frau eine entflohene Sclavin, die in dem sumpfigen Theil des Gebietes von Florida, welches die Evergladen genannt wird, geboren war. Eines Tages wurde diese Frau aufgegriffen und als Sclavin mit Gewalt entführt. Osceola wiegelte deshalb die Indianer auf, begann den Kampf gegen die Sclaverei, wurde aber gefangen und starb in der Festung, in die man ihn gesperrt hatte. Der Krieg ging nichtsdestoweniger weiter fort, und, sagt der Historiker Thomas Higginson, die Geldsumme, welche dieser Kampf verschlungen, war dreimal so groß, als Spanien einst für die Abtretung von Florida gezahlt worden war.


Castle-House.
Castle-House.

Wir schildern hier kurz den Anfang des langwierigen Secessionskrieges und dann den Stand der Dinge während des Monats Februar 1862, das heißt in der Zeit, wo James Burbank und seine Familie davon die furchtbarsten Rückschläge erleiden sollten, die uns so interessant erschienen, daß wir sie als Hauptinhalt dieser Erzählung wiedergeben.

Am 16. October 1859 bemächtigte sich der heldenmüthige Capitän John Brown an der Spitze einer kleinen Truppe flüchtiger Sclaven des Forts Harpers-Ferry in Virginien. Die Befreiung der Farbigen ist sein Ziel, das er kühn aller Welt verkündet; durch die Compagnien der Milizen besiegt, wird er gefangen, zum Tode verurtheilt und in Charlestown am 2. December 1859 mit sechs seiner Genossen gehenkt.

Am 20. December 1860 tritt in Süd-Carolina eine Vereinigung zusammen, welche die Secessionsdecrete mit Begeisterung annimmt. Im folgenden Jahre war Abraham Lincoln am 4. März zum Präsidenten der Republik ernannt. Die Südstaaten nahmen diese Wahl als eine gegen die Institution der Sclaverei gerichtete Drohung auf. Am 11. April 1861 fällt das Fort Sumter, eines derjenigen, welche die Rhede von Charlestown vertheidigen, in die Hand der vom General Beauregard angeführten Südstaaten. Nord-Carolina, Virginia, Arkansas und Tenessee schließen sich dem Separatbunde sofort an.

Von der föderalistischen Regierung werden fünfundsiebenzigtausend Freiwillige ausgehoben. Zunächst beeilt man sich, Washington, die Hauptstadt der Vereinigten Staaten von Amerika, gegen einen etwaigen Handstreich der Conföderirten[35] sicher zu stellen. Man versorgt wieder die Arsenale des Nordens, welche fast ganz leer waren, während die des Südens unter der Präsidentschaft Buchanan's mit Allem reichlich versehen waren. Kriegsmaterial wird, oft zu ganz außerordentlichen Preisen, eiligst angeschafft. Darauf erklärt Abraham Lincoln die Häfen des Südens in Blockadezustand.

In Virginien kommt es zu den ersten kriegerischen Ereignissen. Mac Clellan treibt die Rebellen nach Westen zurück. Am 21. Juli aber werden die föderalistischen Truppen unter dem Oberbefehl Mac Dowel's bei Bull Run aufs Haupt geschlagen und ziehen sich flüchtend bis Washington zurück. Wenn die Südstaatler jetzt nicht für ihre Hauptstadt Richmond zitterten, so hatten dafür die Nordstaatler alle Ursache, für die Hauptstadt der Republik zu zittern. Einige Monate später werden die Föderalisten noch einmal bei den Balls-Bluffs besiegt. Diese unglückliche Affaire wird jedoch bald durch verschiedene Expeditionen wett gemacht, welche den Unionisten das Fort Hatteras und Port-Royal-Harbour in die Hand liefern, deren sich die separirten Staaten nicht wieder bemächtigen können. Gegen Ende des Jahres 1861 geht der Oberbefehl über die Heere der Union an den Generalmajor Georges Mac Clellan über.

Inzwischen haben im Laufe dieses Jahres die Kaperschiffe der Sclavenhalter alle Meere unsicher ge macht und in den Häfen Frankreichs, Englands, Spaniens und Portugals Aufnahme gefunden – ein großer Fehler, da die damit ausgesprochene Anerkennung der Secessionisten als kriegsführende Macht nur die Folge hatte, diese zu ermuthigen und den Bürgerkrieg weiter in die Länge zu ziehen.

Dann kamen die Vorgänge zur See, welche einen so lauten Widerhall fanden.

Hier ist der »Sumter« mit seinem Capitän Semmes zu nennen; ferner das Auftauchen des Widderschiffes »Manassas«, sowie am 12. October das Seegefecht an den Mississippi-Mündungen. Darauf folgt am 8. November die Wegnahme des englischen Schiffes »Trent«, auf dem der Capitän Milkes die conföderirten Commissäre gefangen nimmt – was nahe daran war, einen Krieg zwischen England und den Vereinigten Staaten zu entzünden.

Daneben liefern sich die Abolitionisten und die Sclavenhalter blutige Treffen mit abwechselnden Erfolgen und Mißerfolgen bis in den Staat Missouri hinunter. Von den besten Generalen des Nordens wird einer, Lyon, getödtet, was den Rückzug der Föderirten nach Stella und den Marsch Price's mit dem[36] conföderirten Heere nach dem Norden veranlaßt. Man schlägt sich bei Frederiktown am 21. October, bei Springfield am 25., und am 27. nimmt Fremont mit den Conföderirten diese Stadt ein. Die Schlacht bei Belmont zwischen Grant und Polk bleibt unentschieden. Endlich macht der in den nördlichen Staaten so strenge Winter dem Feldzuge vorläufig ein Ende.

Die ersten Monate des Jahres 1862 vergehen unter erstaunlichen Anstrengungen, welche auf beiden Seiten zur Fortsetzung des Kampfes gemacht werden.

Im Norden erläßt der Congreß ein Gesetz, demzufolge fünfmalhunderttausend Freiwillige ausgehoben werden – die übrigens bis zu Ende des Krieges die Zahl einer Million erreichen – und eine Anleihe von fünfhundert Millionen Dollars aufgenommen wird. Große Armeen, darunter vorzüglich die des Potomak, werden aufgestellt. Ihre Generäle sind Banks, Butler, Grant, Sherman, Mac Clellan, Meade, Thomas, Karney und Hallek, um nur die hervorragendsten zu erwähnen. Alle Waffengattungen treten in Thätigkeit. Infanterie, Cavallerie, Artillerie und Genie werden möglichst gleichmäßig in Divisionen eingetheilt; Kriegsmaterial wird mit äußerster Anspannung aller Kräfte hergestellt. Minié-Gewehre und Cole-Büchsen, gezogene Kanonen nach dem System von Parrot und Rodman, Geschütze mit glatter Seele und Dalgren'sche Columbiaden, ferner Mörser, Revolverkanonen, Schrapnelgeschosse und Belagerungsparks. Man organisirt die Telegraphen- und die Luftschiffer-Abtheilungen, die Berichterstattung an die großen Blätter, die Zufuhren, welche von zwanzigtausend Wagen, bespannt mit achtzigtausend Mauleseln, besorgt werden. Man häuft Vorräthe jeder Art unter dem Chef der Verwaltung auf. Man erbaut Kriegsschiffe nach dem Widdertypus, die »Rams« des Obersten Ellet, die »Gun-boats« oder Kanonenboote des Commodore Foote, die zum ersten Male in einem Seekriege in Thätigkeit treten.

Im Süden ist der Kriegseifer nicht minder groß. Wohl gibt es hier Geschützgießereien, wie in Neu-Orleans, in Memphis, neben den Werkstätten in Tredogar bei Richmond, welche Parrott's und Rodman's Kanonen liefern, doch das genügt noch nicht. Die conföderirte Armee wendet sich nach Europa. Liege und Birmingham senden ihr ganze Schiffsladungen Kriegsmaterial, vorzüglich Armstrong- und Whitworthkanonen.

Blockadebrecher, welche in südlichen Häfen Baumwolle zu billigem Preise einkaufen wollen, erhalten solche nur im Austausch gegen Kriegsmaterial. Dann[37] organisirt sich die Armee. Ihre Generäle sind Johnston, Lee, Beauregard, Jackson, Critenden, Floyd und Pillow. Zum Heere stoßen noch reguläre Truppen. Milizen und Guerillas schließen sich den vierhunderttausend Freiwilligen an, welche auf drei Jahre höchstens und auf ein Jahr mindestens in Dienst genommen sind und die der separatistische Congreß von 8. August seinem Präsidenten Jefferson Davis bewilligt.

Während dieser Vorbereitungen entbrennt der Kampf schon wieder während der zweiten Hälfte des ersten Winters. Von allen Sclavenstaaten hat die föderalistische Regierung bis jetzt nur Maryland, das östliche Virginia, einige Theile von Kentucky, den größten Theil von Missouri und eine Anzahl Küstenpunkte in ihrer Gewalt.

Die Feindseligkeiten entbrennen zuerst im Osten von Kentucky. Am 7. Januar schlägt Garfield die Conföderirten bei Middle-Creek und am 20. unterliegen diese wiederum bei Logan-Croß oder Mill-Springs. Am 2. Februar schifft sich Grant mit zwei Divisionen auf einigen großen Dampfern des Tenessee ein, welche die Panzerflottille Foote's unterstützen sollen. Am 6. fällt Fort Henry in seine Gewalt. Damit ist ein Glied jener Kette gebrochen, »auf welche sich, sagt der Geschichtsschreiber jenes Bürgerkrieges, das ganze Vertheidigungssystem seines Gegners Johnston stützte.« Cumberland und die Hauptstadt von Tenessee sehen sich also direct und binnen kurzem von den Heersäulen der Föderalisten bedroht. Johnston sucht deshalb auch seine Kräfte bei Fort Donelson mehr zurückzuziehen, um einen für die Vertheidigung geeigneteren Stützpunkt zu gewinnen.

Zu derselben Zeit kommt eine andere Expedition, bestehend aus sechszehntausend Mann unter den Befehlen Burnside's und aus einer Flottille von vierundzwanzig bewaffneten Dampfern nebst fünfzig Transportschiffen die Chesapeake-Bay hinunter und geht, von Hampton-Roads aus, am 12. Januar unter Segel; trotz der heftigen Stürme des 24. Januar dringt sie in den Pimlico-Sund ein, um sich der Insel Roanoke zu bemächtigen und die Küste von Nord-Carolina zu unterwerfen. Die Insel ist jedoch befestigt. Nach Westen zu wird der Canal durch verankerte Schiffsrümpfe versperrt. Die Batterien und Land-Feldwerke machen jeden Zutritt sehr schwierig. Fünf- bis sechstausend Mann sind mit Unterstützung einer Flottille von sieben Kanonenbooten entschlossen, jede Landung zu verhindern. Trotz des Opfermuthes ihrer Vertheidiger fällt die Insel jedoch zwischen dem 7. und 8. Februar mit zwanzig Kanonen und zweitausend Gefangenen in Burnside's Hand. Am folgenden Morgen schon sind[38] die Föderirten Herren von Elisabeth-City und auch der ganzen Küste des Albemarle-Sundes, das heißt des ganzen Nordens dieses Binnenmeeres.

Um die Lage der Dinge am 6. Februar vollständig zu schildern, haben wir noch eines südstaatlichen Generals zu erwähnen, des früheren Professors der Chemie, Jackson, der als puritanischer Soldat Virginia vertheidigt. Nach der Zurückberufung Lee's nach Richmond übernimmt er das Commando der Armee. Er verläßt Virginia am 1. Januar mit seinen zehntausend Mann, überschreitet die Alleghany-Berge, um Bath an der Eisenbahn nach Ohio zu nehmen. Besiegt durch das Klima und vernichtet durch Stürme, muß er nach Winchester zurückkehren, ohne sein Ziel erreicht zu haben.

Was endlich speciell die Küstenstrecken des Südens von Carolina bis Florida angeht, so ereignete sich daselbst in der Hauptsache folgendes:

In der zweiten Hälfte des Jahres 1861 besaß der Norden genug schnelle Fahrzeuge, um die Polizei auf diesen Meeren aufrecht zu erhalten, obwohl er sich des berüchtigten »Sumter« nicht bemächtigen konnte, der im Jahre 1862 vor Gibraltar ankerte, um in den europäischen Meeren amerikanische Schiffe zu kapern. Der »Jefferson-Davis« dagegen mußte, um der Wegnahme durch die Föderirten zu entgehen, nach Saint-Augustine in Florida flüchten, wo er bei der Einfahrt selbst unterging. Fast zur nämlichen Zeit fängt ein Kreuzer, der Florida bewacht, das Kaperschiff »Beauregard« weg. Dafür werden freilich in England neue Schiffe zu demselben Zwecke gebaut und ausgerüstet. Nun dehnt eine Proclamation Abraham Lincoln's die Blockade auf die Küste Virginias und Nord-Carolinas – zwar nur die sogenannte fictive oder die Blockade auf dem Papier – über eine Küstenstrecke von viertausendfünfhundert Kilometer aus. Um diese zu überwachen, besaß man nur zwei Geschwader, eines zur Blockade im Atlantischen Meere und das zweite zu der im Golf von Mexiko.


»Lies doch, Papa, lies doch!« (S. 44.)
»Lies doch, Papa, lies doch!« (S. 44.)

Am 12. October versuchen die Conföderirten zum ersten Male die Mündung des Mississippi mit dem »Manassas«, dem ersten Fahrzeuge, das während dieses Krieges gepanzert wurde, und unterstützt durch eine Flottille von Brandern, zu befreien. Wenn der Plan mißlang und die Corvette »Richmond« heil und gesund aus diesem Ueberfall hervorging, so gelang es dafür einem kleinen Dampfer, dem »Sea-Bird«, eine föderalistische Goëlette unter den Kanonen des Forts Monroë wegzuführen.

Inzwischen macht es sich nöthig, einen Punkt zu besitzen, der den Kreuzern des Atlantischen Oceans als Operationsbasis dienen kann. Die Bundesregierung[39] beschließt also, sich des Forts Hatteras, welches die Fahrstraße gleichen Namens beherrscht und die alle Blockadebrecher mit Vorliebe aufzusuchen pflegen, zu bemächtigen. Das Fort ist nur schwierig zu nehmen. Es wird durch eine, das Fort Clark genannte, vierseitige Redoute vertheidigt. Etwa tausend Mann und das siebente Regiment von Nord-Carolina bilden dessen Besatzung. Vergeblich. Das föderalistische Geschwader, bestehend aus zwei Fregatten, drei Corvetten, einem Aviso und zwei großen Dampfern, geht am 27. August vor der Einfahrt vor Anker. Commodore Stoingham und General Butler leiten den Angriff. Die[40] Redoute wird genommen. Nach hartnäckigem Widerstand hißt das Fort Hatteras die weiße Fahne. Damit ist den Nordstaaten für die ganze Dauer des Krieges die Operationsbasis gesichert.

Im November bleibt die Insel Santa Rosa, im Osten von Pensacola und im Golf von Mexiko, welche gewissermaßen noch zur Küste Floridas gehört, trotz aller Anstrengungen der Conföderirten in der Gewalt der föderalistischen Truppen.


Saint-Augustine vom Fort Marion aus.
Saint-Augustine vom Fort Marion aus.

Die Einnahme des Forts Hatteras erscheint jedoch immer noch nicht ausreichend für die sichere Durchführung der letzten Operationen. Dazu müssen[41] noch andere Küstenpunkte von Süd-Carolina, Georgia und Florida gewonnen werden. Zwei Dampffregatten, der »Wasbah« und der »Sud«, drei Segelfregatten, fünf Corvetten, sechs Kanonenboote, mehrere Avisos, fünfundzwanzig mit Kohlen und Proviant beladene Fahrzeuge und zweiunddreißig Dampfer zum Transport von fünfzehntausendsechshundert Mann unter Commando des General Sherman werden dem Commodore Dupont übergeben. Die Flottille geht am 25. October von Fort Monroë aus unter Segel. Nachdem sie seewärts des Cap Hatteras einen kurzen, aber furchtbaren Sturm glücklich überstanden, kommt sie in Sicht der Einfahrt bei Hilton-Head, zwischen Charlestown und Savannah; hier breitet sich die Bai von Port-Royal, eine der wichtigsten der amerikanischen Conföderation aus, wo der General Ripley die südstaatlichen Kräfte befehligte. Die beiden Forts Walker und Beauregard bestreichen, etwa viertausend Meter von einander entfernt, den Eingang der Bai. Acht Dampfer vertheidigen dieselbe und ihre Barre erscheint für eine angreifende Flotte fast unzugänglich.

Am 5. November ist die Abbakung des Forts vollendet und nach Auswechslung einiger Kanonenschüsse dringt Dupont in die Bai ein, ohne daß die Truppen Sherman's landen können. Am 7. Vormittags greift er das Fort Walker und nachher auch das Fort Beauregard an. Er zerstört dieselben durch einen Hagel der schwersten Geschosse. Die Forts werden geräumt. Die Föderalistischen besetzen dieselben fast ohne Schwertstreich und Sherman versichert sich dieser für den Fortgang der militärischen Operationen so entscheidenden Stützpunkte. Das war ein Schlag, der die conföderirten Staaten ins Herz traf. Die benachbarten Inseln fallen eine nach der andern in die Gewalt der Föderirten, selbst die Insel Tybee und das Fort Pulaski, das den Fluß Savannah beherrscht. Am Schlusse des Jahres ist Dupont Herr der fünf Baien von North-Edisto, Saint-Helena, Port-Royal, Tybee, Warsaw und der ganzen Kette von Inseln und Holmen, welche sich längs der Küste von Carolina und Georgia hinzieht. Ein letzter Erfolg am 1. Januar 1862 gestattet ihm die an den Ufern des Coosaw errichteten Werke der Conföderirten zu besetzen.

Das war also die Lage der kriegführenden Parteien zu Anfang des Februar 1862 und dieses die Fortschritte der föderalistischen Regierung gegen den Süden in dem Augenblicke, wo die Schiffe des Commodore Dupont und die Truppe Sherman's Florida ernstlicher bedrohten.[42]

Quelle:
Jules Verne: Nord gegen Süd. Bekannte und unbekannte Welten. Abenteuerliche Reisen von Julius Verne, Band LII–LIII, Wien, Pest, Leipzig 1889, S. 31-33,35-43.
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