34. Die Sängerin

[215] 1786.


Leiser scholl mein Gesang in des Klaviers schmachtenden Silberton

Denn das Mädchen erhub, übergelehnt, hellere Melodie:

Daß ihr Busen dem Flor schüchtern entwallt', und mit der Rose Duft

Warm ihr rosiger Mund gegen die Wang' Äther mir atmete.

Glut durchströmte die Wang', und in der Brust pochte mein Herz empor;

Und mir stockte die Stimm', unter der Hand stammelte Mißgetön.

Auch des Mädchens Gesang stammelte hold. Trunken von Seligkeit

Bebt' ich näher; und ach! unter dem Kuß zuckte der Rosenmund.


Quelle:
Deutsche Nationalliteratur, Band 49, Stuttgart [o.J.], S. 215.
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