[226] Gott vater, Eva, Adam.
GOTT VATER.
Adam, Adam, wur bistu doch?
EVA.
Das ist Gott, o last uns flihen noch,
Beide vorstecken bald und drat,
Ich wil erdencken guten radt,
Und so uns Gott schon selbest fündt
Und würdt dich fragen umb die sündt,
Das du sein gebot brochen hast,
So soltu dich entschülden fast
Mit mir und sprich auch gar eben:
Das weib, das du mir hast geben,
Gab mir vom baum, das ich auch as,[226]
Die schuld wert sein, ich sag dir das.
Wert dann Gott zu mir komen balt,
So wil ich sagen der gestalt,
Das mich die schlang hat auffgesetzt,
So bleiben wir beide unvorletzt,
So wert Gott auch mehr schulde han
Dann wir, so wöln wir ihm entgan,
Dann warumb hat Gott der schlangen
Uber uns solch list vorhangen?
Er hat ihr solchs können weren,
Wir wöln bestehn vor Gott mit ehren.
GOTT VATER.
Adam, Adam, wur bistu doch?
ADAM.
Ach herr, hie bin ich, fürcht mich noch,
Do ich erhörte deine stim,
Do kam die fürcht über mich grim,
Dann ich bin nacket und auch blos,
Hab mich vorsteckt aus furcht so gros.
GOTT VATER.
Wer hat dirs gesagt zu der frist,
Das du itzund gar nacket bist?
Hastu nicht gessen zu der fart
Vom baum, der dir verboten wart?
ADAM.
Das weib, das du mir geben hast,
Das hat mich bracht inn solche last,
Uberredet mich, ging mir nach,
Das ich as und dein gebot brach.
GOTT VATER.
Warumb hastu auch das gethan
Und so betrogen deinen man?
Solts ihn billich ghalten haben[227]
Vor meine edle Gottes gaben
Und ihm alzeit gehorcht allein,
Er solt auch dein herr gewest sein,
Noch meinem wort dich han regirt
Und nicht so schwerlich hau geyrt.
EVA.
Die schlange hat mich betrogen
Und viel dinges vorgelogen,
Mich listiglich so auffgesetzt,
Das ich as, dein gebot vorletzt.
GOTT VATER.
Dieweil du, schlang, hast das gethan,
So sey vorflucht und solt vorthan
Auff deinem bauch han deinen ganck
Und staub essen dein leben lanck;
Wil zwischen dir und dem weibe
Veintschafft setzen, die dich treibe,
Zwüschen deinem und ihrem samen,
Dann der sol dich gantz beschamen,
Den kopf zutretten und zureissen,
Werst ihn inn die ferschen beissen.
Und du, weib, solt inn den tagen
Alle zeit viel komer tragen,
Das sol geschen zu aller frist,
Wenn du vom manne schwanger bist;
Dein kindt sollen dir auff erden
Mit komer geporenn werden,
Dich dücken solt vor deinem man,
Sol sein dein herr an allen wahn.
Und du, Adam, noch dem du hast
Gehorcht der stim deins weibes fast
Und gessen vom vorboten baum,[228]
Den ich dir zeiget lobesam,
Vorflucht sol dir der acker sein,
Solts dich drauff neren inn komers pein
Allezeit bey deinem leben,
Dorn, distel sol er dir geben,
Und solt essen auff dem velde
Das kraut, wie ich dir vormelde,
Darzu im schweis und auch inn angst
Deins angesichts dein brot erlangst,
Bis du werst wider zu erden,
Du bist staub, solts wider werden.
Buchempfehlung
Der 1890 erschienene Roman erzählt die Geschichte der Maria Wolfsberg, deren Vater sie nötigt, einen anderen Mann als den, den sie liebt, zu heiraten. Liebe, Schuld und Wahrheit in Wien gegen Ende des 19. Jahrhunderts.
140 Seiten, 7.80 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für den zweiten Band eine weitere Sammlung von zehn romantischen Meistererzählungen zusammengestellt.
428 Seiten, 16.80 Euro