[287] Joab, Uria, Davidt, Simri der bote Joabs.
JOAB.
Uria, du mein diener zart,
Nu mach dich auff zu dieser fart
Heim zu unserem König fron,
Des kriegs bericht ihn also schon,
Wie es darumb gelegen ist,
Und kom erwider zu der frist!
URIA.
Mein lieber herr, das thu ich gehr,
Kein mühe und dienst ist mir zu schwer.
Gnediger Herr und König mein,
Von Joab bin gesandt herrein,
Das ich euch itzundt sagen sol:
Im Krieg stehn alle sachen wol.
DAVIDT.
Das hör ich gern und bins auch fro,
Das alle sachen stehn also,
Und sehe, nim den brieff von mir,
Breng den Joab auch wider schir!
JOAB.
Ich weis schir nicht, wie ichs nu mach,[287]
Mich syet an ubel die sach,
Und zweifel auch schir selbst daran,
Das ich die stadt gewinnen kan.
Sie ist gantz vest und wol vorwart,
Darzu dorin ein volck ganz hart,
Drumb wer alhie von nöthen sehr
Auch gutes rats. Sich, wer ist der,
Welcher itzt komet gegen mir?
Es ist Uria, mus hören schir,
Was befehls er brengt zur fart
Von meinem herrn, dem König zart.
URIA.
Mein lieber herr, nu mercket hir,
Diesen brieff gab der könig mir,
Befol mir hart bey grosser pflicht:
Breng den Joab, keim andern nicht.
DAVIDT.
Mich wundert und kans kaum erharn,
Das ich wisse und mügs erfarn,
Wie es doch auch im streit zu ghet
Und wie es umb Uria steth;
Halt, gentzlich er erschlagen wert.
Sich, wer ist, der itzt zu mir kerth?
Es ist ein both Joabs vorwar,
Mus hörn, was zeitung brenget dar.
Wu her, menle? was sagstu nu?
Sag auff, wie gets im streite zu?
SIMRI DER BOTE JOABS.
Herr König, so steth itzt die sach:
Dein volck das leidet ungemach,
Die veind etzlich ergriffen han,
Die gantz erwürget auff der ban.
Uria drunder gewesen ist
Und ist gantz todt zu dieser frist.[288]
DAVIDT.
Joab thu wider sagen das,
Das er sich das gefallen las:
Das schwert frist auch itzt den im streit,
Itzt gen, das er zu dieser zeit
Nicht lasse ab zu dieser stundt,
Bis er die stadt auch brech inn grundt.
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