2.

1.

Wo Godt nicht sülffst dat huß vpprycht

vnd schaffet alle dynck dar jnne,

So ys myt vns nicht vthgericht,

vorlarn ys starck vnd synne.

All möy vnn sorg vorgeues gheyt,

wo Gades hülp nicht by vnns steyt,

all arbeyd ys vorlaren.
[647]

2.

Wo God nicht sülffst bewart de stadt

vnn buwet all törn vnd döre,

Dar helpt nën gelt noch minschen rath,

all arbeydt ys vorlaren:

Wo Godt nicht hefft tho waken lust,

dar ys all höde vnd wacht vmme sust,

all kunst vnd lyst moth vallen.


3.

Darum mercket vp vnd seet nhu an,

de gy ane louen lëuen,

Juwe brodt söken myt fro vpstan,

he wylt also nicht geuen:

De en früchten, den valt ydt tho

ym slap ane alle noth vn möy,

de syner guad vorwachten.


4.

Des lyues frucht all mynschen kindt

synth ock van Got eyn erue,

Vnn gyfft tho lon wem he se gönt,

he leth nement vordernen:

Myt segen he all dynck eruült,

dorch en wert hunger, dorst gestylt

vth rechter gnade vnd güde.


5.

De pyl synt yn des Resen macht,

wenn he wyl ghan tho stryde,

Vnd schutt se wor he se hefft gedacht

tho rechter stedt vnd tyden:

So synt all minschen yunck vnde oldt

yn Gades macht vnnd syner ghewalt,

he wyl se al vorsorgen.


6.

Darumm lath vns truwen vp syn wort

vnd seen vp synde hande:

He wert vnns helpen hyr vnd dort,

wy werdē nicht tho schanden:

Den köker he vns vüllen wyl,

so hebbe wy gewunnen spyl

vor vusen vyenden alle.


Amen.


Quelle:
Philipp Wackernagel: Das deutsche Kirchenlied von der ältesten Zeit bis zu Anfang des XVII. Jahrhunderts, Band 3, Leipzig 1874, S. 647-649.
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