Von dem Cardinal De Richelieu

[283] Frankreich, dein ist der sig; du bist der reichest ort,

das beste reich der welt, gleichlos durch gottes segen;

zwar nicht, weil fruchtreich du der fremden trost und hort,

auch nicht, weil deine leut, wie du, gut zu thun pflegen;

Nicht weil du der lieb sitz, der sturmleidenden port,

nicht deines weisen rats und dapfern adels wegen,

noch, weil dein könig, groß durch seine werk und wort,

bezeuget, daß ihm nichts, dan dein heil angelegen;

Nein! sondern, weil dir wert ein solcher Cardinal,

daß ihm auch an verdienst sunst kein mensch gleich zu finden,

wan in der weiten welt dir got schon gäb die wahl;

Darum laß weder forcht noch hofnung dich verblinden,

dieweil ganz selig du durch got und ihn zumal

kanst, so du wilt, die welt, dich kein feind überwinden.

Quelle:
Georg Rodolf Weckherlin: Gedichte, Leipzig 1873, S. 283-284.
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