Vierter Auftritt

[156] Der König. Michel. Christel.


DER KÖNIG. Das muß wahr seyn, Michel: Ihr habt ein paar allerliebste Kinder!

MICHEL. O das glaube ich! Ich war auch in meiner Jugend ein schöner Kerl: Marthe war auch hübsch; da müssen wohl hübsche Kinder kommen. – Zu Christeln. Aber erzähle uns doch, Christel, was hast Du denn Gutes in der Stadt gesehen und gehöret?

CHRISTEL. Je, da redt man von nichts, als von unserm guten Könige. Man weiß immer was von ihm. Da hat er einem Armen gegeben, dort einen Unschuldigen frey gemacht, hier einen zu seinem Rechte verholfen, dort[156] einen liebreich angehört; dem hat er lächelnd zugesprochen, jenem freundlich die Hand gedrückt: Graf und Edelmann, Bürger und Bauer, alles lobt und liebt ihn; denn er liebt wieder alle, als Unterthanen und Kinder. Ihr wißt, daß er letztens einmal krank gewesen, und es ist gewiß über einen Monat, und noch war die ganze Stadt voller Freude über seine Genesung.

MICHEL. Das glaube ich auch. – Die Gefahr, einen solchen Herrn zu verlieren! – Unser alter Pfarrer sagte immer: man sieht nicht eher, ob man einen Landsherrn lieb hat, als wenn er krank ist. – Giengs bey uns anders, als wirs hörten? Hätten wir nicht alle unser Leben zehnmal für ihn hingegeben?[157]

DER KÖNIG seitwärts gerührt. Die schönste Lobrede, die ich noch auf mich gehört habe!

CHRISTEL. Ja, mein Vater! ach! alles war vergnügt und glücklich, außer ich nicht.

DER KÖNIG voller Empfindung und Lebhaftigkeit. Außer Ihr nicht, lieber Freund? – und warum nicht?

MICHEL. Ja, das ist nun so eine Historie, die Christel nicht jedem auf die Nase binden wird. – – Seht Ihrs? es war so eine Mädchenhistorie.

DER KÖNIG. Ja, da habe ich freylich kein Recht, darnach zu fragen. Verzeiht mir![158]

MICHEL. O! es hat nichts zu sagen. Aber ich dachte, Du hättest sie wieder? und sie wäre so unschuldig?

CHRISTEL. Ja, mein Vater; gewiß, ganz gewiß! und sie wird auch den Abend nach Tische kommen, und Euch selber davon überzeugen. – – Darf Sie? – O ja, lieber Vater!

MICHEL. Wenn Du meynst? – –


Quelle:
Johann Adam Hiller: Die Jagd. Leipzig 1770, S. 156-159.
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