Achter Auftritt

[44] Anna. Die Vorigen.


ANNA unter der Thüre.

Was machst Du da? Wohin führt diese Thüre?

KLARA erschrocken.

Wohin die Thüre führt?

ANNA.

Du bist verwirrt?[44]

KLARA.

Verwirrt? – O nein, Du wirst mich nicht verrathen.

ANNA.

Die Negerin verräth die Weißen nur.

KLARA.

Die Weißen? o Gott Lob, die sind gerettet.

ANNA.

Entkommen wären sie? wie ist das möglich?

KLARA.

Ein Schiff –

ANNA.

Ein Schiff?

KLARA.

Das segelfertig lag –

es nahm sie mit

ANNA.

Es nahm sie mit? Ey seht,

du hast sie wohl gewarnt, ihr Schooßkind Du, –

und jene Thüre – was hält die verborgen?

KLARA.

Als ich von Außen das Getümmel hörte,

und sah wie alles raubte, plünderte,

da packt ich schnell das Köstlichste zusammen

und warf es in dies Loch. – Was sollen wir

den Fremden dieses Hauses Schätze lassen,

sprich selbst, gehören sie nicht uns?

Verschweig' es nur, daß sie den Schatz nicht finden,

wenn alles ruhig ist – dann theilen wir.

ANNA.

Die Schlauheit hätt' ich Dir nicht zugetraut.

Ist's auch der Mühe werth, was Du gerettet?[45]

Das Köstlichste, verlaß' Dich nur auf mich.

Sie finden nichts mehr in dem öden Haus,

das ich nicht freudig ihnen lassen möchte,

wenn das, was ich verbarg, gerettet ist.

ANNA.

Ei, laß doch sehen –

KLARA.

Horch – jetzt wird es laut

Sie kommen wohl! Ja, ja sie sind's, sie kommen!


Rückt das Bett hin.


Hem, mögen sie – uns geht es nicht an's Leben,

und meinen Schatz hab' ich in Sicherheit.


Quelle:
Johanna Franul von Weißenthurn: Neueste Schauspiele. Band 9, Berlin 1821, S. 44-46.
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