Achter Auftritt

[38] Botwid, Theit, Struen.


BOTWID UND STRUEN stehen mit untergeschlagenen Armen, und starren den Boden an.

BOTWID nach einer Pause. He da – den Kopf in die Höhe, die Arme auseinander – blickt euch um, so packt euch ja der Feind von allen Seiten an. Seyd ihr Männer?

THEIT. Ist das männlich, was wir jetzt erfahren?

STRUEN. Der Schlaue, er bringt sich in Sicherheit.

BOTWID. So scheint es mir auch. Ihn schickt man nach Rußland, und uns – uns wird man jenseits etwas zu bestellen geben. Wenn alles, was ich sah und hörte, nicht ein höllisch Blendwerk war, so ist Freund Richers –

THEIT rasch. Ein Verräther.

BOTWID. Sachte, sachte – das muß erst der Ausgang zeigen.

STRUEN. Warte den ab, wer Lust hat, ich nicht.

THEIT. Noch ich.

BOTWID. Wie? weil wir ein Rad verloren, käme[38] die gute Sache ganz in's Stocken – ist Richers gleich nicht mit uns, gegen uns kann er nicht seyn.

STRUEN. Der Glanz des Hofes –

THEIT. Neue Ehren –

BOTWID. Machen öfter neue Schurken, das ist wahr. Aber denkt nicht so von Richers – zieht er den Kopf auch aus der Schlinge – bey Gott! ich hätte ihm das nicht zugetraut, doch unseren bringt er durch Verrath nicht auf's Schaffot, das kann ein Schurke nur, und das ist Richers nicht.


Quelle:
Johanna Franul von Weißenthurn: Neue Schauspiele. Band 1, Wien 1817, S. 38-39.
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