Vierter Auftritt

[59] Johann, die Vorigen.


JOHANN im Heraustreten. Du bist allein? und rufst mich nicht?

CATHARINA fährt zusammen.

JOHANN. Catharina – ich finde dich in Thränen –

CATHARINA sucht sich zu fassen, wendet sich weg, wird dann vom Gefühl übermannt, und fällt ihm um den Hals.

JOHANN. Liebes Weib, was brachte dir der Abgesandte, das dich so erschrecken könnte? – Vorwürfe deines Vaters, daß du mein hartes Schicksal theilst?

CATHARINA. O nein, o nein. Wankt.

JOHANN. Du bist entkräftet, deine Knie wanken – du bist tief erschüttert. Nimmt sie in seine Arme.

CATHARINA. Wir sprachen von den alten guten Zeiten, von meinem Vater. – Es ist Wolowsky, den der Vater sendet, du kennst ihn ja? ein guter alter Mann; er will uns wohl, er will – Es bricht ihr die Stimme.

JOHANN. Umsonst verbirgst du mir den Aufruhr deiner Seele; angstvoll hebt sich deine Brust, mit Gewalt entstürzt dem Auge die zurückgehaltene Thräne. –[59] Catharina – dein Vater – er ist alt; Mit Schonung. ist dir vielleicht ein werther Freund gestorben?

CATHARINA. O Gott, nein, o nein.

JOHANN. Lebt dein Vater?

CATHARINA. Er lebt.

JOHANN. Und ich und Siegmund leben, und Thränen rollen unaufhaltsam über deine Wangen?

CATHARINA sucht sich zu fassen. Habe Geduld mit mir, es wird vorüber gehen. Fährt erschrocken aus seinen Armen empor. Horch – hörst du nichts?

JOHANN. Fernes Geräusch –

CATHARINA. Es nähert sich – es sind Bewaffnete. Sie kommen – fürchte nichts. Drückt beyde an sich. Ich weiche nicht von deiner Seite – so sollen sie uns finden – so lebten wir, so laßt uns sterben.


Pause – man sperrt die Kerkerthüre auf.


CATHARINA bleibt mit dem Gesicht gegen die Thüre erstarrt stehen.


Quelle:
Johanna Franul von Weißenthurn: Neue Schauspiele. Band 1, Wien 1817, S. 59-60.
Lizenz:
Kategorien: