Funffzehender Auffzug.


[141] Bruno, ein Münch. Rosine, eine Bürgers-Frau.


BRUNO. Meine liebe Frau / es wird ihr nicht mißfallen / daß ich so fleißig hier einspreche.[141]

ROSINE. Ach mein Herr PATER, es ist mir immer / als wenn ein neuer Seegen bey mir einspräche / wenn solche liebe Herren bey mir sind.

BRUNO. Es ist gar gut / die Welt ist nur gar zu böse / daß sie unsrer Heiligkeit nicht trauen will. Wiewohl ich habe mich noch zu bedancken / vor dem schönen Kälberbraten / den wir auff ihre Gesundheit im Kloster verzehret haben.

ROSINE. Es ist was geringes / er nehme mit vorlieb / ich thue es gar gerne / daß ich mir mit den Kälberbraten eine Stuffe in dem Himmel baue.

BRUNO. Sie darff daran nicht zweifeln. Die Frau thue nur das / und fahre in solchen guten Wercken fort: wenn sie auch etwan ein heimliches Anliegen hat / so kan sie mir solches gar getrost offenbahren.

ROSINE. O GOtt Lob und Danck / es ist mir jetzt gar fein.

BRUNO. Ein Mensch ist doch ein Mensch / es begegnet offte was / darüber man sich ein schwer Gewissen machen muß. Hat sie nicht irgend was begangen / das ihr leid ist?

ROSINE. Je laß doch sehen / neulich hätte ich bald geflucht.

BRUNO. Ey das wäre nicht recht gewesen. Aber was hatte sie vor Ursache darzu?

ROSINE. Ich hatte ein Fäßgen Bier im Keller / und der Mann wolte gerne trincken / ich konte aber die Schlüssel nicht finden / das Ding verdroß mich aus der Weise / aber ich merckte wohl / daß mich der Teufel zum Narren hatte / ich solte fluchen / so sagte ich immer / der Teufel hat den Mantel drüber gedeckt / ich soll sie nicht finden: aber ich[142] thats ihm zum Possen / und fluchte nicht / ja Herr PATER ich hielt es aus mit ihm / und fluchte nicht.

BRUNO. Ach das ist eine gebenedeyete Crone unter den Weibern. Doch hat sie sich etwan mit jemanden gezanckt?

ROSINE. Ich wüste nicht / daß in nechsten acht Tagen wäre was vorgegangen.

BRUNO. Doch kan man seinem Nechsten mit einem Worte zu nahe kommen / und wenn man in Zeiten dem Herrn Beichtvater nicht offenbahret / so behält man das Unglück am Halse.

ROSINE. Gläubt mirs / ich habe mich mit niemanden gezanckt / mit meinem Manne ziehe ich wohl bißweilen die Strebe-Katze / aber solch Ding gehört zum Haußhalten / das wird wohl nicht Sünde seyn.

BRUNO. Ich dachte ihr lebt sonst gar einig?

ROSINE. Ja wir haben sonst gelebet wie die Kinder / nun ist aber dazwischen kommen / ich weiß selber nicht was.

BRUNO. Ey das wird sie ja wissen.

ROSINE. Wenn ichs auch wüste / so dürffte ich es nicht sagen.

BRUNO. Ey wer will dem Herrn Beichtvater was verschweigen / es ist so viel / als wenn es dem lieben GOtt vertrauet wäre.

ROSINE. Nun es betrifft etliche Gäste / da muß ich so tieff ins Meelfaß und in den Buttertopff greiffen.

BRUNO. Ey frembde Gäste / wer müssen die seyn?[143]

ROSINE. Ach hertzer Herr PATER ich wills gerne sagen / aber ich bitte euch um Gott es Willen / lasts bey euch bleiben.

BRUNO. Sie macht heute trefflich viel CEREMONIEN.

ROSINE. Ja ja es hat auch was zu bedeuten / der kleine König hat sich bey uns versteckt / und wenn alle Leute nach ihm fragen / so sollen wir sprechen / er ist nicht da.

BRUNO. Ey wenn die Sache so stehet / so muß sie auch dem Manne was zu gute halten / der König wird das Meel und die Butter wohl bezahlen.

ROSINE. Es ist wohl so ein thun ums bezahlen: Aber der König ist so schrecklich muthwillig / er last sich nichts befehlen: Mein Mädgen hat er zum Narren / wo es noch 14. Tage währet / so schmeist er die Stube zum Fenster nauß.

BRUNO. Junge Könige wollen frey gezogen seyn. Haltet ihm was zu gute / wer weiß / was er vor eine Freyheit auff euer Hauß leget.

ROSINE. Nun so will ich doch immer geduldig seyn. Hat der Herr PATER sonst was zu erinnern?

BRUNO. Nein / vor diesesmahl nichts / die Frau lebe wohl!

ROSINE. Und er auch. Geht ab.

BRUNO. Die DISCRETION vor unser Kloster wäre verdienet / es ist mir nur leid / daß ich die frembden Herren nicht bald finden soll.


Quelle:
Christian Weise: Sämtliche Werke. Berlin und New York 1971 ff., S. 141-144.
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